Letzte Warnung für Theater und Museen

Kultursenatorin Dana Horáková ist entsetzt über defizitäre Situation der Hamburger staatlichen Institutionen und beginnt ab sofort mit verschärftem internem „Controlling“. Spätere personelle Konsequenzen nicht ausgeschlossen

Man kann viel munkeln über den Zeitpunkt dieser News, aber dass ein Exempel für alle staatlichen Kulturinstitutionen statuiert werden soll, liegt auf der Hand: Mit sofortiger Wirkung hat die Kulturbehörde Berno Haller, den Geschäftsführer des Museums für Hamburgische Geschichte (MHG) entlassen. Der Grund: Ein Defizit von 477.000 Euro, mit dem das Museum das Jahr 2001 abschließen wird.

Ursache sei unter anderem eine „verfehlte Ausstellungspolitik“ des Ende 2001 ausgeschiedenen Leiters Jörgen Bracker, so Kultursenatorin Dana Horáková gestern. „Aber seine Nachfolgerin Gisela Jaacks hat ein überzeugendes Konzept vorgelegt.“ Ein Vorwurf, den Reinhard Kirmse, Verwaltungsleiter des MHG – weder Jaacks noch Haller waren gestern erreichbar –, für unbegründet hält: „Ich glaube nicht, dass das Defizit an einem einzigen Punkt festzumachen ist. Außerdem haben wir einen stabilen Besuchersockel, der weniger als bei anderen Museen von einzelnen Ausstellungen abhängt.“

Dennoch seien noch nicht alle Sponsoring-Möglichkeiten ausgereizt – ein Weg, den alle staatlichen Institutionen künftig stärker beschreiten müssen, wobei die Ungleichbehandlung der Museen offensichtlich ist: Denn für das Altonaer Museum, dessen Defizit von 470.000 Euro (Ende 2001) nur 7.000 Euro unter dem des MHG liegt, wird es eine Sonderzahlung von 150.000 Euro geben. Das Museum der Arbeit (Defizit: 345.000 Euro) erhält 75.000 Euro. Das MHG geht leer aus, „weil das Haus ein schlüssiges Sanierungskonzept vorgelegt hat. Eine Abstrafung ist nicht beabsichtigt“, so Behördensprecher Andreas Ernst.

Wichtigste behördliche „Konsolidierungsmaßnahme“ angesichts des Defizits auch der Staatstheater, die die Spielzeit 2001/2002 mit einem Minus von 2,13 Millionen Euro abschließen werden, ist ein verschärftes Controlling: „Alle staatlichen Institutionen haben sich verpflichtet, künftig ihr Budget einzuhalten“, so Horáková. „Wir werden die Theater ab jetzt monatsweise, die Museen quartalsweise überprüfen. Und wenn sie ihre Zusagen nicht einhalten, werden wir über Konsequenzen nachdenken“, erklärt Horáková, die keine Angst davor hat, dass Intendanten kündigen könnten.

Doch genau dies steht zu befürchten, bedeutet das Controlling-System doch genau jene Daumenschraube, die der Senat bereits im Oktober 2001 in sein Koalitionspapier geschrieben hatte: Damals plante man, in Intendantenverträge konkrete „Ziel- und Leistungsvereinbarungen“ aufzunehmen – ein Ansinnen, das in Theaterkreisen allgemeine Empörung hervorgerufen hatte. PETRA SCHELLEN