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Was Bach und Bernhard verbindet

Konzert mit einer Thomas Bernhard-Lesung und einem Dokumentations-Parcours über Glenn Gould: Evgeni Koroliov spielt heute die „Goldberg-Variationen“ bei den 57. Sommerlichen Musiktagen in Hitzacker

Die Sommerlichen Musiktage in Hitzacker unter der Leitung von Markus Fein werden immer mehr zu einem attraktiven Kulturgeheimtipp, der manch anderes namhafte Festival in den Schatten stellt. Wenn auch das eher banale Motto der diesjährigen Veranstaltungsreihe „Beziehungszauber: Literatur und Musik“ nicht viel Originelles verspricht, so wird man spätestens beim Blick ins Programm positiv überrascht sein. Es ist Markus Fein nämlich gelungen, mit Heinz Holliger einen der interessantesten Komponisten unserer Zeit als „Composer in Residence“ und zudem noch mit dem russischen Pianisten Anatol Ugorski einen der schillerndsten, absolut hochkarätigen Pianisten als Solisten und Pädagogen zu verpflichten. Und die anderen Musiker des diesjährigen Festivals sind ebenfalls ausnahmslos von höchster Qualität.

Wenn – wie vergangenen Montag – Heinz Holligers Liederzyklus Beiseit nach Gedichten von Robert Walser verbunden wird mit Schumanns Eichendorff-Lieder, dann zeigt sich darin eine seltene programmatische Intelligenz. Und die Kopplung einer Lesung aus Thomas Manns Dr. Faustus mit dem Vortrag der in diesem Roman zentralen letzten Klaviersonate von Ludwig van Beethoven durch Anatol Ugorski am letzten Sonntag ist mindestens genauso zwingend wie sie selten zu erleben ist.

Die Veranstaltungskombination am heutigen Freitag stellt dies allerdings noch in den Schatten. Da spielt zuerst Evgeni Koroliov die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach, daran schließt sich um 22 Uhr eine Lesung von Christian Brückner aus Thomas Bernhards Roman Der Untergeher an.

In diesem wie ein Musikstück gebauten Roman steht derjenige Pianist im Mittelpunkt, der wie kein anderer als kongenialer Interpret des bachschen Meisterwerkes gilt: der legendäre Kanadier Glenn Gould. Der möglicherweise musikalischste Dichter Bernhard hat dem wahrscheinlich größten Bach-Spieler des vergangenen Jahrhunderts in diesem Roman ein literarisches Denkmal gesetzt, das allerdings gar zu wenigen Menschen bekannt ist.

Die Clou der Veranstaltungskombination dürfte jedoch der „Glenn-Gould-Parcours“ sein, der zwischen Konzert und Lesung besucht werden kann. In diesem sollen die verschiedenen Aufnahmen der Goldberg-Variationen anhand von Filmaufnahmen, Dias und Tonbeispielen sinnlich erfahrbar gemacht werden. Reinald Hanke

heute, 19 Uhr, Konzertsaal, Hitzacker

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