berliner szenen Unterwasserturntablism

Die Zeit im Fluss

Viele finden das Liquidrom im Tempodrom doof, ohne je drin gewesen zu sein. Besonders die Eintrittspreise, 15 Euro für zwei Stunden, erscheinen ihnen happig. Andererseits kosten zwei Stunden Sauna auch kaum weniger, sind zwei Stunden in derlei Anlagen auch wieder etwas kurz. Egal. Das Liquidrom ist eine schöne, kalifornienorientierte Badeanlage mit zwei Saunas, einem kleinen Bad, in dem die Leute manchmal Om murmeln wegen des schönen Echos, vielen Duschen, gedämpfter Beleuchtung, Bar und dem Herzstück, einem vielleicht 15 qm großen Pool mit körperwarmem, salzgesättigtem Wasser, in dem man stundenlang toter Mann spielen kann. Das ist super. Besonders wenn es statt der üblichen Entspannungsmuzak richtige Musik gibt. Vor einem Monat veranstaltete die Kreuzberger Transition-Galerie ihren erst en Abend mit elektronischer Unterwassermusik. Heute abend folgt der zweite im Elixier in der Lychener Straße 5 oder eben bei transition, Oranienstraße 22.

Unterwassermusik stellt die Musiker vor Herausforderungen. Der Schall bewegt sich anders im Flüssigen – in erster Linie gibt es unter Wasser keine richtigen Bässe –, und der Musikmacher hört selbst nur das, was in der Luft von seiner Musik übrigbleibt. Deshalb gingen Denzel & Huhn letztes Mal öfter ins Wasser, um sich anzuhören, wie sie da klingen. Unaufdringlich ambientmäßig und sehr entspannend; mit Augen zu durch die Gegend zu treiben und dabei versuchen, den eigenen Körper durch Atmen zu steuern; ab und an den Sound verändern, indem man mehr in die Mitte schwimmt, taucht oder den Kopf auf die Metallstangen am Beckenrand legt. Dabei vergisst man die Zeit und die anderen, die so aussehen wie Leute im Club, nur mit Badesachen eben.

DETLEF KUHLBRODT