: Die Ruhe nach dem Sturm
Auch am Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg gab es einst Stress zwischen Anwohnern und Wirten. Doch hier setzte man sich zusammen und löste das Problem. Anderswo scheinen Anwohner den Lärm gewohnt. Beschwerden gibt es kaum
„Am Kollwitzplatz sind wir der Simon-Dach-Straße einfach um ein paar Jahre voraus“, sagt Matthias Köhne (SPD), Baustadtrat im Bezirksamt Pankow. „Wir hatten noch gegen Ende der 90er die gleichen Streitereien wegen Lärmbelästigung durch Restaurants und Kneipen. Anwohner beschweren sich immer, wenn eine Gegend Szenebezirk wird.“
In solchen Fällen greift eigentlich die Lärmschutzbestimmung, nach der in der Woche um 22 Uhr und am Wochenende um 23 Uhr mit Draußensitzen Schluss ist. Gastronomen und Bewohner am Kollwitzplatz einigten sich aber darauf, dass Nachtschwärmer an jedem Tag bis 24 Uhr draußen sitzen dürfen. „Ein Gastronom muss den berechtigten Wunsch der Bewohner nach Ruhe ernst nehmen“, sagt Alfred Tschötschel, Geschäftsführer des Restaurants Gugelhof. „Nur so kommt man zu einer Lösung wie hier.“
Um die Ecke in der Kastanienallee ist das Bier im Freien nicht reglementiert. „Dort wissen die Leute inzwischen, was sie erwartet, wenn sie dahin ziehen“, meint Stadtrat Köhne. „Deshalb beschwert sich auch niemand, die Menschen wohnen extra wegen dem Nachtleben dort.“
Ähnlich läuft es in der Oranienburger Straße in Mitte. „Hier geht es, solange die Gäste wollen“, heißt es aus dem Café Orange. „Eine Regelung gibt es nicht“, bestätigt Rainer Kutschbauch, Chef vom Mendelssohn. Sein Café hat 60 Stühle vor der Tür. Trotzdem gab es bisher kaum Beschwerden. Das liege vor allem daran, dass an der Oranienburger wenig Menschen wohnen. „Das meiste sind doch alles Büros, bei uns im Haus lebt gerade mal ein Student.“ Außerdem sei die Oranienburger viel breiter als die Simon-Dach-Straße. Der Verkehrslärm sei das größere Problem. Darauf ruht sich Kutschbauch aber nicht aus. Seine Kellner haben Order, zu lautstarke Gäste in ihrem Mitteilungsdrang zu drosseln. DAS
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