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DROGENBERICHT: KRANKENKASSEN ZWINGEN ÄRZTE WEITERHIN ZUM LÜGENDie Konsequenz der Ignoranz

Führt die Kombination von Prävention, Druckräumen, Substitution und Heroinvergabe an Schwerstabhängige zu weniger Drogenproblemen? Im vergangenen Herbst war das nicht viel mehr als eine Hoffnung. Heute bestreiten selbst Kritiker der neuen Drogenpolitik nicht mehr: Das Programm greift – und zwar nicht nur statistisch. Tatsächlich wird heute weniger gestorben als noch vor einem Jahr. Sucht wird mittlerweile als Krankheit akzeptiert – weil dieser Pragmatismus das Straßenbild bereinigt. Angesichts dessen ist aus manchem eingefleischten Saulus der Strafe und des beinharten Entzugs ein nicht ganz uneigennütziger Paulus der Substitution geworden. Die Ausnahme bilden die Krankenkassen: Sie wollen Suchtkranken nach wie vor nur dann Ersatzdrogen bezahlen, wenn diese außer der Sucht noch eine andere, veritablere Krankheit vorzuweisen haben.

Dagegen hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung nun ein weiteres Mal Front gemacht. Marion Caspers-Merk hat nur zu Recht – denn hinter der Haltung der Kassen steht vor allem kurzsichtiges Denken. Nicht nur, weil die Verweigerung der Kostenübernahme zwar erst mal Geld spart, auf die Dauer aber teurer kommt. Sie macht auch aus Ärzten, die nicht nur an das Füllen ihrer eigenen Taschen denken, Fälscher von Krankenkassenunterlagen. Mediziner, die substituieren wollen, weil die Behandlung von Krankheit nun mal ihre ureigenste Verpflichtung ist, sind in der Zwickmühle. Da ist es am Ende für manchen Doktor eine zwar illegale, aber ethische Entscheidung, denjenigen, die geheilt werden könnten, zur Heroinabhängigkeit noch eine Hepatitis zu diagnostizieren.

Caspers-Merk weiß, dass dies – als Konsequenz von Zorn und Ratlosigkeit – seit Jahren üblich ist. Deshalb betonte sie den Skandal gestern auch ganz ausdrücklich. Als Tipp oder gar Einladung wollte die Drogenbauftragte ihre Anmerkung natürlich nicht verstanden wissen – aber die Ironie war nicht zu überhören, als sie „Abscheu und Empörung“ über Versicherungen äußerte, die Ärzte zum Lügen zwingen. Bleibt die Frage, ob die Mahnung diesmal endlich ernst genommen wird. HEIDE PLATEN

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