: Fast wie in Haldern
Kleines, geschmackvolles Festival: „A Lazy Sunday Afternoon“ bringt nächste große Rocksensationen, Singer/Songwriter-Multitalente und großstädtische Larmoyanz-Popper auf die Bühne – am Sonntag im Stadtpark
Als die Regel bestätigende Ausnahme gilt einschlägig Interessierten das just an diesem Wochenende zum 19. Mal ausgerichtete Open Air-Festival im niederrheinischen Rees-Haldern: Verkauft werden gleichbleibend überschaubare Eintrittskartenzahlen, was zu einem geradezu familiären Festivalbetrieb führt, der dem Besucher entschieden weniger Nervenstärke abverlangt als Ganzgroßveranstaltungen mit überforderter Security.
Auch setzt man auf ein Angebot abseits des ansonsten grassierenden Mix aus NuMetal-Schlonz, aus PR-Gründen ins Programm gepushten Epigonen und für nachwachsende Generationen stylish umstaffierten Rock-Dinosauriern. Auftretende Bands und Einzelkünstler werden erklärtermaßen nicht aus Berechnung eingeladen – sie müssen den Veranstaltern schlichtweg gefallen.
Hamburg bekommt am Sonntag eine kleine Haldern-Ausgabe präsentiert: Unter dem Titel „A Lazy Sunday Afternoon“ wird zu einem kleinen, aber schlüssig zusammengestellten Open Air in den Stadtpark geladen, dessen Akteure mit Ausnahme der Headliner Element of Crime direkt vom Niederrhein anreisen. Wegen einer Terminkollision kurzfristig abgesagt wurden die pathetischen Gitarrenpopper Leaves, die den entspannten Nachmittag eigentlich eröffnen sollten.
Den Auftakt macht somit Joseph Arthur, noch einer dieser Leonhard Cohens für die Indie-Generation (was immer das sein mag): Ein Multitalent, dem neben elektrifiziertem Singer/Songwriting auch Malerei und (vermutlich) kontemplative Sportarten locker von der Hand gehen. Es folgt mit The Cooper Temple Clause eine der regelmäßig ausgerufenen britischen Rock-Sensationen – bei aller gebotenen Besonnenheit ist dem Rummel in diesem Fall durchaus zuzustimmen: moderner, energischer Indie-Rock und Texte zwischen „tödlichen Rachephantasien und besessenen, unglücklichen Liebesledern“.
Gomez sind Liverpooler, überraschten aber auf vier Alben mit einem Klangbild und Songverständnis, die allerorten Assoziationen zwischen US-amerikanischer Bluestradition, Roots- und Psychedelic-Rock hervorriefen. Element of Crime schließlich dürften mit ihrem hinlänglich bekannten, gediegen-larmoyanten Großstadt-Pop einen gelungenen Abschluss der runden Veranstaltung bilden, zu deren Gelingen freilich – es folgt ein norddeutscher Standardtextbaustein – das Wohlwollen des, äh, Wettergottes nicht unwichtig sein wird.
Alexander Diehl
Sonntag, 16 Uhr, Stadtpark
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