geläufig Nicht ein Europa der Mauern

„Nicht ein Europa der Mauern kann sich über Grenzen hinweg versöhnen, sondern ein Kontinent, der seinen Grenzen das Trennende nimmt.“ Ein schöner Satz, den Richard von Weizsäcker da gesagt hat. Genauso schwafelig und unbestimmt, wie man es von einem Politiker erwartet. Denn wie nimmt man den Grenzen das Trennende? Das geht doch wohl nur, indem man sie ganz abschafft. Und dann muss man sich auch nicht mehr über diese Grenzen hinweg versöhnen. Andererseits verwundert es nicht, dass er das gesagt hat, denn so ein wundervolles Zitat kann einem eigentlich nicht kaputtkritisiert werden, denn es ist so dehnbar wie Kautschuk. Vielleicht schafft man es ja heute im Tacheles, nicht so viel zu schwafeln, sondern was Konkretes zu sagen. Der Titel „Zwischen Annäherung und neuer Abgrenzung? Die Ost-West-Stadt Berlin; Podiumsdiskussion unter anderem mit Michael Chapa, Petra Pau, Lea Rosh, Klaus Schütz“ klingt ja sehr viel versprechend. Aber nicht vergessen: Es ist Wahlkampf! Da können solche Veranstaltungen leicht ausarten. Zumal die Veranstalter Rosa Luxemburg Stiftung Berlin und PDS-Bundestagsfraktion heißen. Ich will nicht unken. Man wird es sich ansehen müssen, um es zu bewerten, aber falls es doch Wahlkampf wird, dann bleibt noch zu hoffen, dass der Film „Gold und Gummi – Die Frauen von der zweiten Schicht“ von Hans Sparschuh interessant wird. Der Eintritt ist jedenfalls frei und dies sollte die Entscheidung, dort hinzugehen, erleichtern. Denn wenn sich so eine Gelegenheit bietet, dann sollte man diese auch nutzen. LAB

Tacheles, 16 Uhr