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Wachsende Spannungen in Mazedonien

Einen Monat vor den Wahlen häufen sich bewaffnete Überfälle. Neue Albanergruppe könnte mitverantwortlich sein

SPLIT taz ■ Fast genau ein Jahr nach Abschluss des Friedensabkommens von Ohrid und fünf Wochen vor den Parlamentswahlen häufen sich in Mazedonien wieder bewaffnete Zwischenfälle. Nach einem Überfall auf eine Polizeistreife am vergangenen Freitag bei Tetovo, bei dem ein Polizist verletzt wurde, erklärte ein Sprecher des Innenministeriums, der Geheimdienst habe eine neue extremistische Albanergruppe enttarnt, mit dem Namen „Armee der Republik von Ilirida“ (ARI). Diese Gruppe sei für drei Morde an Albanern in der vergangenen Woche in der vor allem von Albanern bewohnten Stadt Tetovo verantwortlich.

Nato-Sprecher wollten diese Informationen des Innenministeriums nicht bestätigen, auch Sprecher der albanischen Parteien des Landes wiesen sie zurück. Es gibt jedoch Hinweise aus unabhängigen albanischen und internationalen diplomatischen Quellen, laut denen nicht auszuschließen ist, dass albanische Extremisten dabei sind, eine Nachfolgeorganisation für die 2001 aufgelöste „Nationale Befreiungsarmee“ UÇK aufzubauen.

Dafür spricht, dass es in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt zu Schießereien zwischen rivalisierenden albanischen Gruppen in den Albanergebieten und der Stadt Tetovo gekommen ist. Die Führung der ehemaligen UÇK unter Ali Ahmeti hat dem bewaffneten Kampf abgeschworen und eine politische Partei gegründet, die an dem Friedensabkommen von Ohrid festhalten und an den Parlamentswahlen am 15. September teilnehmen will.

Im Sommer 2001 hatten sich einige Extremisten gegen diese Strategie gewandt und Ahmeti kritisiert. Im Frühjahr kam es zu Schießereien rund um das Hauptquartier von Ahmeti in Tetovo. Andere Beobachter gehen davon aus, dass einige der bewaffneten Zusammenstöße mit Kämpfen rivalisierender Mafiagruppen zu erklären sind.

Verkompliziert wird die Lage durch die Machtkämpfe im mazedonisch-slawischen Lager. Die Regierung schloss eine Radiostation in der Stadt Kumanovo. Die Journalisten vermuten, der Regierungspartei VMRO-DPMNE habe ein Wahlwerbespot der oppositionellen Partei SDSM missfallen. Schon vorher war es zu Übergriffen auf slawisch-mazedonische Journalisten von Seiten einiger Mitglieder der vom Innenministerium aufgebauten Anti-Terror-Einheiten, der so genannten Tiger, gekommen. Nationalistische Extremisten beider Seiten könnten versuchen, die Lage zu destabilisieren, warnen mazedonische Journalisten.

ERICH RATHFELDER

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