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Politisch Folk

Die Bremer Folkband „Grenzgänger“ touren mit ihrer neuen CD „Knüppel aus dem Sack“ durch Deutschland

„Die blödsinnigste Parole der Welt.“ Recht hat er, der gute alte Fred Nietzsche. Kein anderes deutsches Volkslied wurde öfter beschimpft, verboten und besungen als das Deutschlandlied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Wirklich wundern kann man sich darüber nicht mehr, denn dies einst völlig harmlose Liedchen wurde seit seiner Entstehung 1841 polemisiert, politisiert und proletarisiert.

Völlig unbekannt dagegen ist, dass Fallersleben eigentlich ganz garstige Lieder schrieb. Die Bremer Band „Grenzgänger“ beweist mit einer ausgeklügelten Wahl, wie vielseitig und streitbar der politische Liedermacher war. „Knüppel aus dem Sack“, ihre zweite CD, ist eine sprunghafte Zeitreise. Grenzgängers Kopf, Michael Zachcial, hat die im vorvergangenen Jahrhundert entstandenen Texte mit Volksklängen aus aller Herren Länder unterlegt. Keltisches Gefiedel teilt sich da den Platz mit orientalischem Gewimmer, und plötzlich meint man den „Jäger aus Kurpfalz“ zu hören.

Dazu sind jedem zweiten Lied geschichtliche Originalaufnahmen vorangestellt. Zum Beispiel leiern Kohl und Co. während der Wiedervereinigung das Deutschlandlied dahin, Walter Ulbricht verspricht sich in Sachen Mauerbau oder Joseph Goebbels eröffnet schmetternd die Reichsmusiktage 1939. Ganz aktuelles Beispiel, der G8-Gipfel in Genua. Ein Opfer beschreibt die Zustände in Genua 2001. Darauf folgt Grenzgängers Version von „Hier am Mississippi“ von 1844. Die Anspielung liegt auf der Hand. An der Vorgehensweise staatlicher Polizeiapparate kann sich in über einem Jahrhundert nicht viel geändert haben.

Auch ohne die zeitgeschichtlichen Kleckereien verdeutlicht „Knüppel aus dem Sack“ von den Grenzgängern die Aktualität der Texte Fallerslebens‘. Das ist politisches Kabarett im volksnahen Bett swingender und jazzender Querdenker. Und das ist wiederum einfach gut gelungen.

Hannes Krug

„Knüppel aus dem Sack“ ist im Müller-Lüdenscheidt-Verlag erschienen. Wer die Grenzgänger live sehen will, kann dies im Rahmen des Festivals „Fest der Lieder“ am 23. August im Haus Blomendal tun. Das Konzert beginnt um 20 Uhr.

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