Verjüngungskur für Brandenburger SPD

Neuer Ministerpräsident Platzeck tauscht Sozialminister aus. Günter Baaske (44) Nachfolger von Alwin Ziel (61)

POTSDAM dpa/taz ■ Der neue Sozialminister von Brandenburg heißt Günter Baaske (SPD). In rasantem Tempo vollzog Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der selbst erst seit zwei Monaten im Amt ist, einen weiteren Personalwechsel. Kaum hatte der bisherige Sozialminister Alwin Ziel (SPD) am Montag seinen Abschied angekündigt, da bekam Baaske schon seine Ernennungsurkunde in die Hand gedrückt.

Ziel (SPD) ging nach drei Jahren Amtszeit überraschend schnell und ohne offensichtlichen Grund. „Es gibt“, sagte er selbst, „keinen goldenen Zeitpunkt dafür.“ Ziel hatte Exministerpräsident Manfred Stolpe neun Jahre lang als Innenminister gedient. Zu Beginn der großen Koalition 1999 musste er dieses Amt dem CDU-Mann Jörg Schönbohm überlassen. Er übernahm Regine Hildebrandts Sozialministerium, konnte deren Popularität aber nie erreichen.

Gestern folgte der 61-jährige Ziel seinem ehemaligen Chef Stolpe nach, der vor zwei Monaten ebenfalls ohne aktuellen Anlass gegangen war. SPD-Hoffnungsträger Matthias Platzeck (48) demissionierte einen glücklosen Minister, der intern als zögerlich und bürokratisch galt. Seit Herbst 2000 war Ziel wegen der Flucht eines Sexualstraftäters in die Kritik geraten und bot der CDU seither immer wieder Angriffsflächen. Auch innerhalb der SPD war Ziel in den letzten Jahren nicht mehr gern gesehen. Jüngere Parteimitglieder hatten Platzeck offenbar zu einer Kabinettsverjüngung gedrängt.

Ziels Nachfolger Baaske (44) war bisher Sozialdezernent im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Er soll, so die brandenburgische Staatskanzlei, noch vor der Bundestagswahl „ein klares Signal in Richtung Verjüngung und Erneuerung“ setzen. Der Mathematik- und Physiklehrer kommt aus der Bürgerbewegung der DDR und gilt wie Platzeck als ein origineller und wehrhafter Streiter mit verbindlichen Umgangsformen und legerer Kleidung. Baaske kämpfte in der Vergangenheit vor allem gegen die Schließung von Schulstandorten und für die Förderung fester Arbeitsplätze. Außerdem managte er die ostdeutsche Kultband „Keimzeit“, fährt Motorrad, Kanu und Rollerblades. Er sitzt in zahlreichen Gremien und Aufsichtsräten, seine Sitzungsgelder spendet er an soziale Einrichtungen.

Baaske zieht als zweiter Neuling in das Kabinett von Platzeck ein. Vor knapp drei Wochen hatte Justizminister Kurt Schelter (CDU) wegen seiner Verwicklungen in dubiose Immobiliengeschäfte gehen müssen. Die CDU schickte die 36-jährige Juristin und Hobby-Fallschirmspringerin Barbara Richstein ins Amt. Sie und Baaske sollen heute während einer Sondersitzung des Landtags vereidigt werden. Dafür werde er, erklärte Baaske gestern im T-Shirt, extra einen Anzug anziehen: „Und ich habe auch eine Krawatte.“ HEI