: Geburtstagsfeier en famille
Den 225. Geburtstag von Philipp Otto Runge feiert die Kunsthalle mit der Ausstellung „Familientreffen“
Es wäre verkürzt, biedermeierliche Kunst auf die Darstellung familiärer Idylle und Harmonie zu reduzieren. Doch ohne Frage nimmt die Familie eine zentrale Stellung in der postromantischen Kunststilrichtung ein. Kein Wunder also, dass sich 225 Jahre nach der Geburt von Hamburgs prominentem Romantiker Philipp Otto Runge am 23. Juli 1777 seine ganze Familie nahezu geschlossen zusammenfindet. In der Ausstellung „Familientreffen“ in der Kunsthalle.
Die eigene Familie war für Runge die Quelle seines künstlerischen Schaffens und fester Bezugspunkt. Aus Privat- und Museumsbesitz vereint sich hier seine Sippschaft in einem Saal: Die Eltern, seine Frau Pauline, seine Kinder, einige seiner zehn Geschwister und die Schwiegereltern. Auch er selbst findet seinen Platz zwischen den Verwandten – wie beispielsweise in der Zeichnung „Wir Drei“ von 1905, die den Künstler mit seinem Bruder Johann Daniel und seiner Frau Pauline ziegt und durch gegenseitiges Anlehnen und Händehalten die Nähe zwischen ihnen ausdrückt. Das inzwischen zerstörte Gemälde mit demselben Motiv sollte Runges Vater das gute Verhältnis zwischen seinen Kindern veranschaulichen.
Genauso verklärend und doch im Stil streng klassizistisch ist die Tuschfederzeichnung Die Heimkehr der Söhne aus dem Jahr 1800. Die skulpturartigen Figuren scheinen bei der – selbstverständlich auch symbolisch zu verstehenden – Rückkehr in der Bewegung stillzustehen; der Ort und die Umgebung wirken wie Bühne und Kulisse.
Die Darstellung seiner Familienmitglieder wirkt oft geradezu pathetisch und hingebungsvoll. Die Thematik durchzieht alle von Runge praktizierten Techniken – Kupferstich, Bleistift- und Tuschezeichnung, Ölgemälde – und ist kontinuierlicher Bestandteil der Hauptschaffensphase in Runges kurzem Leben: Die ersten Familienbilder enstanden noch vor seinem Eintritt in die Kunstakademie 1799 in Kopenhagen; die spätesten erst kurz vor seinem Tod 1810 in Hamburg. HELENE BUBROWSKI
Di–So, 10–18, Do bis 21 Uhr, Kunsthalle
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