UrDrüs wahre Kolumne
: Sturmfluten zu Wählerstimmen

Sicher wie die Leuchtturmwärter

Doitschland kennt keine Probleme mehr, Doitschland kennt nur noch Wasser und vermutlich denkt Schröder bereits darüber nach, ob er für den Wahlkampf Helmut Schmidt reaktivieren soll, der ja schon Hamburger Sturmfluten in Stimmen für die SPD verwandeln konnte. Wir können uns also vor dem Stoiberschen Kompetenzteam so sicher fühlen wie die Leuchtturmwärter und uns wieder den wesentlichen Fragen zuwenden.

Nicht ganz unerwartet machte der universelle Maurerpolier Kurt Zech als Patenonkel der großkoalitionären Familie in Bremen Gebrauch von seinem Recht auf Aussageverweigerung. Hoffentlich verrennt sich der Untersuchungsausschuss jetzt nicht auf den Nebenschauplatz der politischen Bildungsreisen bremischer Schausteller mit sozialdemokratischen Umfeldorganisationen: Was wäre das anderes als ein sozialneidisches Manöver zur Befriedigung jener, die immer noch nicht genügend Karussellchips und Fischbrötchen für lau abbekommen? Als alter Verehrer von Anneliese Leinemann weiß ich, dass ohne diese Amüsier-Connection auf der Bürgerweide längst kein Platz für den Freimarkt mehr wäre und alles vollgestellt wäre mit den Viehauktionshallen der Schweinehirten von CieCieBie & Co!

Das verkehrsgerechte Kind heranbilden, das im Zweifelsfalle selber schuld ist – nichts anderes wollen die Daimlers und Chryslers dieser Welt mit der Mercedes Benz-Roadshow „Mobile Kids“, die jetzt durch den Bürgerpark lärmte. Solange die immer stärkere Totmach-Geschosse auf die Straße bringen, ist so ein verkehrspädagogisches Spieltraining ein zynisches Manöver, das jeden Angriff empörter Eltern auf den Lack von Neuwagen der A- bis S-Klasse rechtfertigt.

Erst wurde der rote Teppich für Saturn zur „Attraktivitätssteigerung“ im Faulenviertel ausgerollt, dann haben sich die Elektronik-Lurche als Untermieter in die Leerstände dieser Galleria Kaufhof verpisst und treten jetzt als rettende Tütenkasper beim desaströsen Spacepark auf: Handelt es sich dabei am Ende gar nicht um ein Einzelhandelsunternehmen, sondern um ein Service-Büro, das im Bedarfsfall kostenpflichtig engagiert wird, um Politikern und Planern in Not aus der Patsche zu helfen?

Urlaube im Lande und unterhalte dich redlich! In Wilhelmshaven, das bekanntlich den Guinessrekord im Labskaus-Essen hält, präsentiert eine Buchhandlung derzeit inmitten der Fußgängerzone auf Sondertischen ein ekelerregendes Angebot militaristischer Bildbände von Zerstörern, U-Boot-Schlachten und anderem Schweinkram, und wie ich als Tagesbesucher noch darüber nachdenke, ob und wie man aus diesen perversen Schwarten Mängelexemplare dritter oder vierter Wahl machen kann, öffnet eine höchstens 16-Jährige im folkloristrischen Lumpenliesel-Outfit eines dieser Werke und rotzt mit vergnügter Beiläufigkeit hinein. Als ich ihr für diese Aktion meine Anerkennung zolle, meint sie trocken „Zwei Euro wären mir lieber!“ Junge Menschen, die wissen, was sie wollen, verdienen sie nicht unser aller Förderung? Das meint jedenfalls, frei von irgendwelchen Zweifeln,

Ulrich
“Veterano“ Reineking