schnittplatz: Ähm, Wahlkampf?
Politik ist Showbusiness. Das hat Gaby Frechen aus dem Erftkreis bei Köln schon gelernt. Die Newcomerin hat als örtliche SPD-Bundestagskandidatin deshalb mit einem fulminanten Beitrag zur Spaßgesellschaft ihr politisches Gesellenstück abgeliefert: Ihr Wahlkampf dreht sich vor allem um das hübsche Wort „Ähm“. Das kommt bekanntlich dem CDU-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber besonders häufig über die Lippen.
Im Internet (www.aehms.de) fordern Frechens spöttisch grinsende Genossen dazu auf, die Zahl der Ähms zu schätzen, die Schröders Kontrahent in den TV-Duellen zum Besten gibt. Wer am treffsichersten die Sprachkunst des Christsozialen erwägt, wird von den rheinischen Sozis mit einer Reise nach Berlin belohnt. „Ich bin eben ein Fan der Demokratie“, begründet Frechen ihre Aktion: „Gerade junge Leute wollen wir mit dieser spaßigen Art vor den Fernseher locken. Nur so schaffen wir es, dass die sich überhaupt mal mit Politik beschäftigen.“ Der Demokratie-Fan tippte auf taz-Anfrage 90 Ähms aus Stoibers Mund, Wahlkampfleiter Bernd Coumanns triumphierte mit 372. Geschmacklos finden es beide nicht, auf der rednerischen Schwäche des politischen Gegners rumzuhacken. Bei der CDU im Erftkreis sieht man den Angriff gelassen. „Wenn man inhaltlich nichts mehr auf der Pfanne hat, muss man sich halt auf andere Felder verlegen“, meint Geschäftsführer Michael Arntz, flüssig und gewandt, ganz ohne Ähm. Gegenaktionen seien vorerst nicht geplant.
Zur besten Sendezeit am 25. August und am 8. September werden jedenfalls zwei Erftkreis-SPDler mit besonderer Anspannung vor der Glotze sitzen – sie bedienen die Zählgeräte. Der Gewinner soll noch am Abend ermittelt werden. Aber, wie bei der SPD nicht anders zu erwarten, der Rechts-Weg ist ausgeschlossen. FRANK ÜBERALL
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