: FC St. Urlaub
Fehlstart Nummer werweißwieviel mit einem 1:4 gegen LR Ahlen: Der FC St. Pauli hat aus der 0:4 Niederlage gegen Frankfurt nichts gelernt und geht erneut mit vier Gegentoren als Verlierer vom Platz
von OKE GÖTTLICH
Es ist wie mit dem Klima. Während sich die Jahreszeiten immer weiter verschieben und nach hinten verlagern, streckt sich die Sommerpause beim FC St. Pauli häufig bis weit in den August hinein. Schade nur, dass sich im Gegensatz zum Regen oder zur Sonne niemand und schon gar nicht die Gegner des FC St. Pauli darum kümmern, ob die Braun-Weißen sich noch im Urlaub wähnen oder nicht.
So wiederholt sich, sofern die Saison 2000/2001 höflich ausgeklammert wird, ein ums andere Jahr das hübsche Bild freizeitfußballernder Profikicker am Millerntor. Ein Umstand, der selbst von den graubehaarten Insidern auf der Haupttribüne gerne zum Anlass genommen wird, um ihre eigenartigen Statistiken zu führen: Allein in der ersten Minute machten sie drei Striche in der Rubrik Fehlpässe und kamen trotz einer in der Offensive passabel vorgetragenen ersten Halbzeit ihres braungewandeten Teams aus dem Meckern nicht heraus.
Ebenso wenig wie die Fans auf der anderen Seite des Stadions. Die von Bela B. neukomponierte Vereinshymne wurde ausgepfiffen und vom „You‘ll never walk alone“-Klassiker übersungen. Ähnlich unzufrieden äußerten sich die Anhänger dann auch nach der Pause über die Leistung ihres Teams, das die ambitionierten Ansätze aus der vorangegangenen Halbzeit in der Kabine vergessen haben musste.
Fassungslos äußerte sich Trainer Dietmar Demuth über die baldigen Gegentreffer in der 52. und 57. Minute, die das Spiel zu Gunsten der Gäste aus Ahlen kippten: „Wir haben in der Halbzeit noch über die Defensivarbeit gesprochen“, so der St. Pauli-Coach, der sich auf Grund „katastrophaler Stellungsfehler“ seiner Abwehrreihe nun weiterhin mit den Gerüchten um seine Person auseinandersetzen muss. „Das sind alles Fragen, die von außen an die Verantwortlichen herangetragen werden. Von innen gab es bisher nie Spekulationen um den Trainer“, beruhigte Sportdirektor Franz Gerber aufgebrachte Journalistengemüter und brachte sich selbst aus dem Gespräch. „Ich werde den FC St. Pauli nicht als Trainer betreuen“, beteuerte er.
Trotzdem wird sich die Mannschaft zu Beginn der Woche „harte Worte“ von den verantwortlichen Funktionären anhören müssen. Zu gravierend waren die Fehler, die sich aus dem neuinstallierten Defensivsystem ergaben. Die nachrückenden Außenspieler von links, Catalin Racanel wie Torsten Traub, und von rechts, Markus Lotter und Jens Rasiejewski, wirkten bei den Gegentreffern orientierungslos und hinterließen Fragezeichen bei den manndeckenden Stanislawski, der sich um Ahlens Feinbier kümmerte, und Scheinhard, der Marcel Rath ausschaltete.
Für die neuen Spieler, die noch bis zum 31. August verpflichtet werden sollen, gilt vor allem eins: Die Badelatschen sollten zu Hause bleiben.
FC St. Pauli: Henzler – Stanislawski, Scheinhardt – Adamu – Traub, Rasiejewski, Lotter, Racanel, Inceman – Marcao, Patschinski
LR Ahlen: Meier – Cissé, Fengler, Vasiljevic, Zepek (74. Zepek) – Bamba, Daschner (59. Arnold), Mikolajczak (71. Batista) - Rath, Feinbier
Tore: 1:0 Patschinski (35. Foulelfmeter); 1:1 Bönig (52.), 1:2 Cissé (57.), 1:3 Fengler (76.), 1:4 Bamba (89.)
Rote Karte: Patschinski (80.)
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