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Jugend mixt sich „Wertecocktail“

14. Shell-Studie: Die jungen Leute von heute sind optimistischer als früher. Nur 44 Prozent wollen zur Bundestagswahl gehen. Jungen möchten vor allem Macht und Einfluss, Mädchen lassen sich bei ihren Entscheidungen mehr von Gefühlen leiten

Mädchen sindheute genauso karriereorientiertwie die Jungen

von SEBASTIAN SEDLMAYR

Jugendliche in Deutschland blicken optimistischer in die Zukunft als noch vor fünf Jahren. Das ist ein Ergebnis der 14. Shell-Studie, die gestern in Berlin von der Shell Deutschland Holding GmbH, den Bielefelder Professoren Klaus Hurrelmann und Mathias Albert sowie der Bundesfamilienministerin Christine Bergmann vorgestellt wurde.

Grundlage der Untersuchung ist eine in Arbeitsgemeinschaft mit Infratest Sozialforschung durchgeführte Befragung von 2.500 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren und eine gesonderte qualitative Erhebung unter 20 politisch interessierten Jugendlichen. Die Verfasser der Studie teilen die Jugendlichen in vier Kategorien ein: Die „selbstbewussten Macher“ und die „pragmatischen Idealisten“ zählen laut Mitautor Hurrelmann zur „Elite“. Sie haben meist Abitur, wollen Karriere machen und dabei auf Familie nicht verzichten. Auch wenn die wirtschaftlichen Aussichten nicht mehr so rosig sind wie in den vergangenen Jahren, sind die Jugendlichen optimistisch, ihre Ziele zu erreichen.

Vor allem diese in Schule und Beruf erfolgreichen Jugendlichen verkörperten „den neuen Zeitgeist“, so die Autoren. Hurrelmann prognostiziert, dass sich deren Werteorientierung in der gesamten Gesellschaft ausbreiten werde.

Den fünfzig Prozent erfolgreichen Jugendlichen steht allerdings die andere Hälfte gegenüber: Besonders aus sozial schwächeren Schichten mit geringer Bildung setzen sich die Gruppen „Unauffällige“ und „robuste Materialisten“ zusammen. Während die „Unauffälligen“ ihre soziale Situation passiv erleiden, setzen sich die „robusten Materialisten“ – hauptsächlich junge Männer – aggressiv zur Wehr, demonstrieren „äußerliche Stärke“, sind dabei aber fauler als die anderen Gruppen.

Nach der Studie neigt allerdings nur ein kleiner Prozentsatz dieser „robusten Materialisten“ zu politischem Extremismus. Für die Bundestagswahl erwartet Hurrelmann daher „keine extremistischen Ausreißer“.

Das liegt möglicherweise auch am weiter gesunkenen Interesse der Jugendlichen an Parteipolitik. Von den 22- bis 25-Jährigen wollen nur 44 Prozent zur Bundestagswahl gehen.

Unter den 22 Prozent, die laut Hurrelmann „richtig politisiert“ sind, ist die Mehrzahl pragmatisch orientiert. Es gehe nicht mehr um Ideologien, sondern um die rasche Durchsetzung der eigenen Vorstellungen.

Die Heranwachsenden mischen der Untersuchung zufolge in einem „Wertecocktail“ alle Tugenden und Zielvorstellungen so zusammen, wie es ihnen am besten behagt. Da stehen Ziele wie „Macht und Einfluss“ gleichwertig neben „Gottesglauben“. An erster Stelle der Werteskala rangieren nach wie vor Partnerschaft, Freundschaft und Familienleben. Diese soziale Orientierung stehe bei den Jugendlichen aber gleichwertig neben Leistungs- und Machtstreben.

Umweltbewusstes Verhalten sei zwar nicht unwichtig geworden. Allerdings, so die Studie, sei „eine echte Mentalitätsänderung“ zu beobachten, weg „vom Primat ökologischen zum Primat ökonomischen Verhaltens“. Die Ökonomisierung der Lebenswelt findet sich in der Einstellung der Jugendlichen wieder, die als „Egotaktiker“ ihrem persönlichen Vorteil oberste Priorität einräumen. „Aufstieg statt Ausstieg“ sei das Motto der nachwachsenden Generation.

Die jungen Frauen haben den jungen Männern bei der Bildung den Rang abgelaufen. Mehr junge Frauen als Männer wollen Abitur machen und die Schulabgängerinnen schnitten auch besser ab als ihre männlichen Altersgenossen.

Zufrieden mit dem Ergebnis der Studie zeigte sich Bundesfamilienministerin Christine Bergmann. Man solle „die Jugendlichen nicht mehr so sehr als Problemgruppe betrachten“, sagte sie bei der Vorstellung der Untersuchung. Bergmann hob als besonders erfreulich hervor, dass sich „die Rollenbilder geändert“ hätten. So zeigen Frauen inzwischen die gleiche Karriereorientierung wie die jungen Männer. Diese wiederum zeigen ein fast ähnlich großes Interesse wie die Frauen an Partnerschaft, Familie und Freundschaft.

Ambivalent sind die Befunde zum Thema Selbstbehauptung. Für Jungen ist es wesentlich wichtiger als für Mädchen „Macht und Einfluss“ zu haben. Mädchen finden es wichtiger als Jungen, „sich bei Entscheidungen auch von ihren Gefühlen leiten zu lassen“.

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