: Was wollen wir mehr?
Die Bremer Shakespeare Company freut sich über die Wettervorhersage: Ihr 7. Festival ,,Shakespeare im Park“ startet kommenden Freitag mit einem Fest der Sinne / Anschließend: Blockbuster-Theater
Das war eine Bremer Regel: Stand ,,Shakespeare im Park“ an, stellte sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit grizzeliges Geplätscher ein. 2001 meldete das Theaterfestival gar einen Totalausfall wegen Dauerregens.
Um nicht erneut abzusaufen, pilgerte Shakespeare-Comany-Geschäftsführerin Renate Heitmann zum Ältesten eines buten Bremer Dörfchens. Wo ihr die bäuerliche Weisheit verkündet wurde, dass Juni/Juli die nassesten Monate seien, der August aber Trockenheit verspreche. Flugs wurde die Veranstaltungsreihe vom Saisonfinale 2001/2002 auf den Saisonstart 2002/2003 verlegt.
Heitmann: ,,Nach der hektischen Zeit um den Weggang von Norbert Kentrup wollen wir jetzt erst mal feiern.“ Party im Park. Mit dem treuen alten wie frischen jungen Publikum, das den Abgang des Kentrup-Fan-Clubs kompensiert hat, ,,so dass unser Theater seit Jahren kontinuierlich um die 35.000 Besucher pro Saison bilanzieren kann“, wie Heitmann stolz verkündet. Und selbstsicher einen Blick auf die Wettervorhersage wagt.
Für Freitag, 23. August präsentieren die lustigen Grafiken der meterologischen Dienste eine keck hinter Kuschelwolken hervorlugende Strahlesonne. Für 26 Grad soll sie sorgen, die Regenwahrscheinlichkeit wird bei elf Prozent liegen. Ein Lüftchen aus Ost-Südost könnte mit lauen 13 Stundenkilometern angeweht kommen und die Sonne exakt um 20.34 Uhr über den Wipfeln des Bürgerparks glutrot versinken. Illumination des Theater-Dinners mit Rotwein, kalten Platten und Kleinkunstwirbelei. Malerische Eröffnung des ,,7. Theatersommers“. Dank dem Dorf-Weisen.
Anschließend gibts herkömmliche Theaterkost. Rio Reiser rockt im wattierten Musicalanzug den Park, wofür es allerdings keine Tickets mehr gibt. Sehr wohl aber noch für die Blockbuster der letzten Company-Saison: ,,Komödie der Irrungen“ (29.8.), ,,Viel Lärm um Nichts“ (30.8.), ,,Romeo und Julia“ (31.8.) und der ,,Sommernachtstraum“ (1.9.). Shakespeare Open Air, was den Inszenierungen zwar nicht hilft, der Konzentration des Publikums abträglich ist, aber den Eventcharakter enorm befeuert. Ein Fest für alle, die Kunst mit einer heiteren und gesellschaftlichen Note erleben wollen - als Verschönerung der Freizeit. Schließlich geht es um die Ereignishaftigkeit von Kultur. Nicht um Inhalte. Party im Park. Gleich neben der Melchersbrücke. Auf dem Festplatz der kleinen Vampire in Mückengestalt.
Und Achtung, Bauernregel Nummer 2: ,,Immer eitel Sonnenschein kann auch im August nicht sein.“ Dann finden die Aufführungen im Theater am Leibnizplatz statt. Romeo Montague-Capulet
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