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Panzer reparieren keine Häuser

betr.: „ ‚Marder‘ statt ‚Panther‘ “ (Neue Schützenpanzer), taz vom 15. 8. 02, „Nothilfe für Abfangjäger“ (Die österreichische Regierung instrumentalisiert das Hochwasser), taz vom 17. 8. 02

Schnelle Hilfe für die Opfer der Flutkatastrophe ist angesagt. Aber wer hilft dem Herrn Struck, einen realistischen Blick für die Tagespolitik zu bekommen? Während der Kanzler den betroffenen Regionen generös ein paar lächerliche hundert Millionen zusagt, will sein Minister für Verteidigung in den nächsten Jahren satte zwei Milliarden für einen neuen Schützenpanzer ausgeben. Nicht nur, dass es sich dabei um eine ausgesprochene Angriffswaffe handelt, der Panzer soll auch so konstruiert werden, dass er mit dem neuen Transportflugzeug A 400-M schnell in Kriegsgebiete transportiert werden kann.

Schröder klassifiziert die Situation als „nationale Katastrophe“ und zieht sogar ein Überdenken der EU-Kriterien für die Neuverschuldung in Betracht. Sein „Verteidigungsminister“ Struck will Panzer kaufen, die man nicht essen und trinken kann, die bei Hochwasser überflüssig sind und auch keine zerstörten Häuser, Straßen und Brücken wieder herrichten können. Sie können lediglich noch größeres Leid bringen als eine Flut – und natürlich saftige Gewinne für die Rüstungsindustrie. Hauptsache, die Bundesregierung steht Gewehr bei Fuß, wenn die USA wieder mal einen Krieg machen wollen, ’tschuldigung, heißt ja heute Krisenbewältigung.

Ohne Kommentar: Wenige Stunden nachdem am Mittwoch Herr Struck sein Panzerobjekt vorgestellt hat, kündigte Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in der Nacht zum Donnerstag den vorläufigen Verzicht auf den Kauf mehrerer Eurofighter-Kampfflugzeuge an. HARALD PAPENFUSS, Erfurt

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