: Polizei unwirsch
Kritikerin wegen „versuchter Gefangenenbefreiung“ vorgeladen. Sie musste sich auf der Wache ausziehen
Ihre Zivilcourage könnte Renate Saavedra viel Anwaltshonorar kosten. Die Frau gehörte zu den Passanten, die vor zwei Wochen dagegen protestiert hatten, wie ein dunkelhäutiger Mann am Bahnhof Altona festgenommen wurde. Für Montag hat sie eine Vorladung in die Mörkenstraße erhalten: Die zierliche 50-Jährige soll sich zu dem Vorwurf äußern, sie hätte versucht, einen Gefangenen zu befreien.
Wie die taz berichtete, mischten sich die Leute ein, da sie sahen, wie der Dunkelhäutige zunächst von Männern in Zivil, später von Polizisten rüde behandelt wurde. Über die Art, wie die Polizisten auf die Kritik einiger Passanten reagierten, zeigten sich verschiedene Zeuginnen entsetzt. Eine Frau wurde zu Boden gestoßen, einer anderen der Ausweis abgenommen, Saveedra in einen Peterwagen verfrachtet.
Über ihre Behandlung auf der Wache hat sie sich beim Polizeipräsidenten beschwert, aber keine Antwort erhalten. Sie habe erst auf wiederholtes Bitten telefonieren dürfen und sich bis auf die Unterwäsche ausziehen müssen. Die Polizisten hätten sich geweigert, ihre Anzeige aufzunehmen. „Ich fühl‘ mich wie vergewaltigt“, sagte Saavedra der taz. Nach Auskunft der Polizei, soll sie sich agressiv und unkooperativ verhalten haben. knö
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