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Emissionshandel muss erst geübt werden

Hessisches Umweltministerium versteigert Klimaschutzprojekte: Wer reduziert den CO2-Ausstoß am billigsten?

FREIBURG taz ■ Das hessische Umweltministerium will die Unternehmen im Land auf den Emissionshandel im Rahmen des Kioto-Protokolls vorbereiten. Dazu hat es eine Initiative namens „Hessen-Tender“ ins Leben gerufen. Bei dieser sollen die Unternehmen Geld für Klimaschutzprogramme erhalten, die ihren CO2-Ausstoß am kostengünstigsten reduzieren können.

1,3 Millionen Euro stellt Hessen für Klimaschutzprojekte zur Verfügung. Mit diesem Geld will es Emissionsminderungen aufkaufen: Bis zum 10. September können Unternehmen Pläne für real geplante Einsparprojekte einreichen. Teilnehmen kann jeder, der für die Jahre 2005 bis 2009 eine Minderung zwischen 2.500 und 50.000 Tonnen CO2 in Aussicht stellen kann. Den Zuschlag werden die Projekte erhalten, die die Reduktion am kostengünstigsten erzielen.

„Wir werden mit dem Angebot von zehn Euro je Tonne beginnen“, erläutert Anke Brüggemann vom Mitveranstalter Deutsche Ausgleichsbank (DtA). Anzunehmen sei, dass zu diesem hohen Preis mehr Angebote abgegeben werden, als durch den vorgegebenen Etat finanziert werden können. Also senkt man den Preis schrittweise – mit der gewollten Konsequenz, dass zunehmend Unternehmen aussteigen werden, weil sie die CO2-Minderung zu dem angebotenen Tonnagepreis nicht mehr umsetzen können. Die Auktion endet, sobald alle verbleibenden Angebote befriedigt werden können.

Aus zwei Gründen ist das Projekt für den Klimaschutz von Bedeutung. Erstens wird sich in der Auktion zum ersten Mal ein tatsächlicher Marktpreis für jede Tonne eingespartes CO2 einstellen. Bislang kann über diesen Wert nur spekuliert werden. Zweitens gewinnt die Umwelt, denn die gehandelten Projekte werden anschließend realisiert.

Projektpartner in Hessen sind neben dem Umweltministerium und der DtA unter anderem auch die Deutsche Telekom und die Dresdner Bank. „Wir machen mit, weil wir unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen“, sagt Hartmut Gottzmann von der Zentralstelle für Umweltschutz bei der Telekom. Der Klimaschutz sei „die große Herausforderung des Jahrhunderts“, und die Telekom wolle „Teil der Lösung, nicht des Problems“ sein. Schließlich engagiert sich die Telekom auch in der Unternehmensinitiative „e-mission-55“, die ein schnellstmögliches In-Kraft-Treten des Kioto-Protokolls fordert.

Die Dresdner Bank indes hat direkte Geschäftsinteressen an den Kioto-Mechanismen. So begründet deren Nachhaltigkeitsexperte Sascha Lafeld die Teilnahme seines Unternehmens damit, dass zahlreiche Bankkunden von dem Emissionshandel unmittelbar betroffen sein werden. „Der Zug ist nicht mehr aufzuhalten, der Handel kommt“, sagt Lafeld. „Und da müssen wir die Verfahrensweisen kennen lernen, um unsere Kunden beraten und unterstützen zu können.“ Noch viele praktische Fragen gebe es zu klären. Etwa diese: „Nach welchen Standards werden die Emissionsreduktionen zertifiziert? Wie läuft das Monitoring ab? Wie sehen Kaufverträge aus?“ Offen spricht er darüber, dass der Emissionshandel für die Banken auch ein interessantes neues Marktsegment wird, das sich vielfältig entwickeln lasse: „Auch der Handel mit Futures wird kommen.“

BERNWARD JANZING

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