: berliner szenen Doppelsteckdosen zählen
Tom Hanks in Berlin
Das Four Seasons ist ein merkwürdiges Hotel. Am Gendarmenmarkt gelegen wirkt es von draußen nicht modern, aber doch neu. Hier soll gleich Tom Hanks eintreffen. Die Fotografen stehen im Hof. Der Raum für Tom Hanks ist mit Kronleuchtern behängt und mit Stuck verziert. Wir müssen warten, werden aber beruhigt. „Tom Hanks ist schon aufgestanden und hat gute Laune.“ Prima, ich zähle derweil die Doppelsteckdosen. An den Wänden hängen Plakate für Hanks’ neuen Film „Road To Perdition“. Der startet nächste Woche.
Tom Hanks ist sympathisch, und das Beste: er sieht genau aus wie Tom Hanks. Nach einer Zeit fällt ihm auf, dass die Fragen immer nur von einer Seite des Raums kommen, und er fragt, ob Berlin immer noch unter der Teilung der Stadt leide. Er war schon einmal hier, 1994, aber gesehen hat er Berlin nur aus dem Auto. Jetzt wird er gleich nach Venedig weiterreisen. Die Journalisten stellen ihre Fragen. Ob sein neuester Charakter, der Killer Michael Sullivan, wirklich ein Held sei. „Jeder Vater ist ein Held für seinen Sohn“, heißt es nämlich auf dem Filmplakat. Und welcher Film ist Ihr liebster? Welchen Film mochte Ihre Frau? „Cast Away“ jedenfalls nicht. Die hasst es, wenn ihr Mann für Filme haarig sein muss. Was halten Sie von Rache? Dafür bin ich wohl zu gutmütig. Wenn allerdings meiner Familie jemand …
Die Welt am Sonntag fragt plötzlich, wie der 11. 9. auf Hanks so gewirkt habe. Am blödesten sind die Radiofragen. Die Reporterin vom Berliner Rundfunk 91,4 will von Hanks für die Morgenschrippenhörer wissen, wie es für ihn sei, morgens um fünf aufzustehen. Hanks hat einen guten Tipp: „Küssen Sie den, der gerade zufällig neben Ihnen liegt, dann muss er auch aufstehen.“
ANDREAS BECKER
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