piwik no script img

Ho! Brauner!

Endlich mal wieder Liebesgrüße aus Hamburg:Die Indierockband Sport spielt im Magnet-Club

Wartezimmer sind ganz besondere Zimmer: Meistens sind sie voller Menschen, die nicht dort sein wollen, aber dort sein müssen. „These rooms are made for waiting“ heißt die erste Platte von Sport. Sie ist da, weil sie da sein will. Zwei Jahre sind nämlich vergangen zwischen den Aufnahmen in den Electric Avenue Studios von Tobias Levin und der Veröffentlichung bei Fidel Bastro; genug Zeit für die drei Hamburger, um sich ihrer Sache sicher zu sein.

Während also der gemeine Wartezimmer-Mensch Gefühle wie Angst und Aufregung normalerweise hinter Stapeln von Lesezirkel-Zeitungen und Aufzugsmusik versteckt, verstecken sich Sport hinter gar nichts: Sie machen Indierock und singen über das, was das Leben ausmacht: Gefühle. Das ist nicht neu, aber haltbar.

Wer aus Hamburg kommt, Musik mit Gitarre macht und Texte schreibt, die nicht zu dämlich sind, um sie abzudrucken, wird automatisch mit der guten alten Hamburger Schule zusammengebracht; auch bei Sport gibt es Anzeichen von Inzest: Felix Müller spielt noch bei Kante Gitarre, Martin Boeters schlägt sein Schlagzeug auch bei Boredom Wave, und Bassist Christian Smukal hält mit seinem Musikalienladen „Rückkopplung“ die Hamburger Musikszenen zusammen. Und auch Sport empfangen befreundete Musiker gern mit offenen Armen: Blumfelds Michael Mühlhausen setzt sich bei ihnen zuweilen ans Klavier. Also Hamburger Schule? Nicht ganz. Während die immer mal wieder mit neuen Platten von Blumfeld, Tocotronic oder den Sternen aus dem Schatten auftaucht, stehen Sport fest im Leben und besetzen ihren „Platz im Schatten“ (Songtitel). Da kennen sie sich aus.

Weil das so ist, tut es gut, mit Sport „alle Zeit der Welt“ zu haben, um sich für einen Weg zu entscheiden und dann doch den anderen zu nehmen. Oder die Natur von unmöglich möglichen Zweierbeziehungen zu verstehen und zu sehen, was wir „sehen werden“, weil Liebe nicht nur tautologisch ist, sondern auch noch redundant.

Sport perfektionieren in ihrem Wartezimmer die Warteschleife des Leben. Aber nicht nur bei Liebeskummer und Daseinsberechtigungsfragen sind sie die richtige Adresse. Die Herren verstehen es auch, mit Verlaub, das Haus zu rocken. Yo! True! MOIRA LENZ

Sport, mit Missouri und Spillsbury ab 21 Uhr im Magnet, Greifswalder Straße 212–213, Prenzlauer Berg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen