Pfeifen im Walde: Wegducken einer sparsamen Politik
Den Schwerpunkt Bildung beschwört der Bildungssenator Rudolf Lange immer und immer und immer wieder. Und es klingt immer mehr wie das berühmte Pfeifen im Walde, das nur der eigenen Beruhigung dient. Alle anderen kann Lange nämlich schon lange nicht mehr überzeugen.
Kommentar vonSANDRA WILSDORF
Weil er das weiß, verschiebt er die Debatte über Sparmaßnahmen auf die Zeit nach der Bundestagswahl. Ende Oktober hat er sich ausgesucht, würde ihm passen.
Dass die Träger dann gerade noch zwei Monate Zeit haben, Mitarbeiter zu entlassen und Räume zu kündigen – dem Senator doch egal. Dass die Jugendlichen monatelang in der Luft hängen, ob ihre jetzt begonnenen Maßnahmen noch bis zum vorgesehenen Ende halten – dem Senator doch egal.
Und dass in einer Demokratie eigentlich das Parlament ausführlich über einen Haushalt debattieren können muss, dass Lehrer-, Eltern-, Schülerkammern Beratungsgremien sind, die zum Beraten Informationen brauchen – auch das ist dem Senator völlig egal.
Weil im Senat die einzigen weiblichen Senatsmitglieder keinen Grund sehen, Mädchen und Frauen gezielt zu fördern, kann man es von diesen Herren erst recht nicht erwarten. Also kommen nach den Frauen nun die Mädchen in die Wurfbahn des Sparhammers. Lange redet sich mit finanziellen Nöten heraus, die aber sind hausgemacht, weil senatseigenen Prioritäten folgend. Und zu denen gehört die Bildung nicht.
Froh wird er sein, der Senator, dass er mal Ferien machen kann, von der kritischen Aufmerksamkeit. Froh, dass sich das Medieninteresse mal nicht auf ihn richtet, sondern auf den derwischenden Schill. Es wird nur eine kurze Pause sein. Eine längere hätte er auch nicht verdient. So wie die Jugendlichen dieser Stadt seine Politik nicht verdient haben.
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