: Bei Regen spielt nur noch der alte Jimmy
Nur Serena Williams kann eine kurze Trockenphase bei den US Open nutzen und ins Viertelfinale einziehen
NEW YORK taz ■ Wo steckt der geniale Erfinder, der endlich einen Boden entwickelt, auf dem man bei Regen gefahrlos Tennis spielen kann, dazu Bälle, die nichts aufsaugen? Es wäre zu schön – und es würde Tage wie diesen, den mittleren Sonntag bei den US Open 2002, ersparen. Ein Tag, der für gar nichts gut war, noch nicht mal für die Ausfallstatistik, denn ein bisschen gespielt wurde schließlich doch. Für die Dauer eines schnellen Spiels schloss der Himmel seine Schleusen und in dieser kurzen Zeit hielt sich Serena Williams an das bewährte Familienmaß und besiegte die Tschechin Daja Bedanova in 41 Minuten 6:1, 6:1.
Williams stand damit zu Beginn der zweiten Woche des Turniers als Erste und Einzige im Viertelfinale, während Tommy Haas und 15 Kollegen noch in der dritten Runde steckten. In der rund eineinhalb Stunden dauernden Trockenphase am Sonntag gewann Haas den ersten Satz gegen Thomas Enqvist aus Schweden (6:4), doch zu diesem Zeitpunkt waren die Linien schon schlüpfrig, Momente später begann es wieder zu regnen und das Spiel wurde auf Montag (bei Redaktionsschluss nicht beendet) verschoben.
Die Entscheidung, Serena Williams trotz des schlechten Wetters und des Rückstandes in der Männerkonkurrenz als Erste auf den leidlich trockenen Centre Court zu schicken, erwies sich als taktisch nicht ungeschickt. Denn der amerikanische Tennisverband Usta ist nur dann verpflichtet, Zuschauer bei schlechtem Wetter zu entschädigen, wenn kein Spiel beendet worden ist. Für den Tagesabschnitt erledigte sich das dank Serenas Mithilfe. So drehte sich mal wieder alles um die kleine Williams, und dazu trug auch die Nachricht bei, dass ein 34-jähriger Mann aus Frankfurt verhaftet worden sei, der Serena schon seit längerem nachreist und belästigt.
Mal abgesehen von der einzigen Siegerin konnten sich sonst nur noch die Betreiber der acht Restaurants und zwei Cafés mit dem Wetter anfreunden. Die Zuschauer sahen derweil auf den großen Videowänden Tennis vom Band, vorzugsweise Spiele mit dem alten Haudegen Jimmy Connors. Keiner hat bei den US Open so viele Spiele gemacht wie Connors (115), und keiner hat die New Yorker so sehr verhext wie er in der Endphase seiner Karriere zu Beginn der Neunziger. Immer wenn es regnet, wird Connors gezeigt. Montag ist Connors daheim in Santa Barbara 50 geworden. In Southern California, wo es bekanntlich nicht regnet. DORIS HENKEL
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