: Wirtschaft im Wind
Arbeitsforum zur Finanzierung milliardenschwerer Offshore-Windparks gegründet. Ohne rot-grünes Energie-Gesetz geht gar nichts
von GERNOT KNÖDLER
Norddeutschland soll vom erwarteten Boom der Windkraftanlagen auf hoher See profitieren. Dazu soll eine Initiative der Vereins- und Westbank beitragen, die zusammen mit der Risikomanagement-Firma Marsh und den Finanzberatern von PriceWaterhouseCoopers einen Offshore Finance Circle (OFC) gegründet hat. In sechs Expertenrunden will der OFC die Finanzierungsprobleme beim milliardenteuren Sprung aufs offene Meer klären.
„Windenergie ist ein norddeutsches Thema“, sagte Rolf Kirch- feld vom Vorstand der Vereins- und Westbank gestern bei der Vorstellung des OFC, „und damit natürlich auch ein Thema für die Vereins- und Westbank als der größten privaten Regionalbank in dieser Region.“ Schon heute ist die Bank nach Kirchfelds Angaben einer der führenden Projektfinanzierer in der deutschen Windenergie-Branche. Diese Anlagen stehen jedoch ausschließlich an Land. Der OFC soll dazu beitragen, dass die Bank auch bei dem viel größeren Geschäft mit den Offshore-Windparks mitmischen kann.
Die norddeutschen Bundesländer seien zusammengenommen der weltgrößte Produzent von Windenergie, sagte Kirchfeld. Rund ein Fünftel der globalen Leistung sei hier installiert. Allein im vergangenen Jahr seien in Deutschland schätzungsweise drei Milliarden Euro in die Windkraft investiert worden. 35.000 bis 40.000 Arbeitsplätze hingen direkt oder indirekt von der Windenergie ab, die meisten von ihnen in Norddeutschland.
Die Branche ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen. Waren in Deutschland 1999 noch 4442 Megawatt Windenergie-Leistung installiert, sind es jetzt bereits mehr als 10.000. Die Hamburgische Landesbank (HLB) erwartet für 2010 in Deutschland eine installierte Leistung von 25.000 Megawatt. Weltweit werden 110.000 (OFC) bis 150.000 (HLB) Megawatt erwartet. Die Windenergie würde damit 1,8 Prozent der weltweiten Stromproduktion abdecken.
Ein großer Teil des künftigen Windstroms dürfte vom Meer kommen. Von mehr als 40 Projekten in Europa mit 13.000 Megawatt Nennleistung waren im Vorjahr gut 30 mit 10.000 Megawatt in Deutschland geplant. Die Vereinsbank rechnet damit, dass 2004 die ersten deutschen Offshore-Windparks gebaut werden.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich die von der rot-grünen Bundesregierung geschaffenen politischen Rahmenbedingungen nicht ändern. „Wenn es das ‚Erneuerbare Energien Gesetz‘ in dieser Form nicht mehr geben sollte, dann brauchen wir auch nicht mehr zu finanzieren“, sagte OFC-Schirmherr Norbert Allnoch.
Drei Wochen vor der Bundestagswahl auch ein klares Signal an die Stoiber-Union, dieser ökologischen Wachstumsbranche keine Steine in den Weg zu legen.
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