: 20 Jahre Rat & Tat
Bremer Schwulen-Zentrum ist stolz: „Wir waren Vorreiter“
Berlin, Göttingen, Bremen. Die Wesermetropole war 1982 die dritte Stadt bundesweit, in der Schwule ein eigenes Selbsthilfezentrum gründeten. Das „Rat und Tat Zentrum für Homosexuelle“, 1994 zum „Zentrum für Schwule und Lesben“ avanciert, sorgte damals bundesweit für Schlagzeilen. Statt versteckter Kneipe mit Einlasskontrolle schufen die Bremer Schwulen ein Café mit Schaufenstern als offenen Treff. Auch eine Jugendgruppe erleichterte das Coming-Out. „Wir wollten uns nicht verstecken“, sagt Bernd Thiede, heute AIDS-Berater bei Rat&Tat. Vorstand Reiner Neumann ist stolz: „Wir waren Vorreiter.“
Eigentlich hätte es ja ein richtiges Beratungszentrum werden sollen, mit fest angestellten Rechtsanwälten, Psychologen, und Sozialarbeitern. Sexualwissenschaftliche Institute bestätigten die Seriosität des Vorhabens, Henning Scherf, damals SPD-Sozialsenator, lobte das Konzept. Geld gab es trotzdem nicht. Lediglich die Räume der ehemaligen Drogenberatungsstelle stellte der Senat dem Verein für sein Projekt zur Verfügung. Statt bezahlter Berater war also ehrenamtliche Selbsthilfe angesagt.
Geld vom Staat gab es erst, als sich Mitte der 80er-Jahre immer mehr Schwule mit Fragen zu AIDS an den Verein wandten und dieser in die professionelle AIDS-Beratung einstieg, Kranke und Angehörige betreute und Präventionsarbeit leistete. Sechs hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigte der Verein zu Hochzeiten, inzwischen reichen die Projektmittel aus dem Sozialressort noch für knappe dreieinhalb Stellen.
Zehn Selbsthilfegruppen organisiert der Verein zur Zeit, von der angeleiteten Jugendgruppe über den offenen Lesbentreff bis hin zur Gruppe für Schwule über 40. Parallel dazu läuft das Beratungsangebot. 850 telefonische und knapp 500 persönliche Gespräche führten die MitarbeiterInnen von Rat & Tat im letzten Jahr. Die Themen sind oft noch die gleichen wie vor 20 Jahren: Coming-Out, Beziehungsprobleme, Sexualität, aber auch AIDS.
Als nächstes will der Verein spezielle Fortbildungen für LehrerInnen organisieren. Denn: Immer noch haben schwul-lesbische Jugendliche oft keinenAnsprechpartner. sim
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