: Rio Reiser als Reißer
Ein Jahr nach Kentrup: Alles ist ein bisschen jünger und bunter bei der Bremer Shakespeare Company. Gestern zogen sie Bilanz. Und stellten ihre 19. Spielzeit am Leipnizplatz vor
Die neue Spielzeit fing gut an: Mit einer allabendlich ausverkauften Wiese und 3.500 Menschen im Park (insgesamt), die nicht müde wurden von Shakespeare. Und sich auch von dunklen Regenwolken nicht schrecken ließen.
Selbiges gilt auch für die Macher: die Bremer Shakespeare Company. Die das düstere Gewitter vor einem Jahr um Norbert Kentrup (Mitgründer, Regisseur, Schauspieler) weit hinter sich gelassen hat. Gestern zogen sie Bilanz: über die vergangene Spielzeit. Und auf das, was kommen wird.
Kassenklingeln und Standing Ovations erntete die Company in der letzten Saison aber vor allem mit Nicht-Shakespeare. Mit dem „Kampf ums Paradies“ – Rio Reiser. So etwas wäre mit Kentrup „wahrscheinlich nicht möglich gewesen“, vermutet Peter Lüchinger (Vorstand, Schauspieler). Auch wenn mit „Comedian Harmonists“ (1997) immer schon mal so was versucht wurde. Aber statt wie sonst die Stücke täglich zu wechseln, konnte man Rio Reiser auch fünf Tage hintereinander spielen – vor vollem Haus.
Als Richtungswechsel indes ist das nicht zu verstehen. Schließlich füllte der gute alte Shakespeare im letzten Jahr das Theater am Leibnizplatz jeweils zu 80 Prozent. Und auch sonst hat die Company einen prima Saldo vorgelegt: 261 Veranstaltung (73 davon auswärts), 37.000 Zuschauer in Bremen, 600.000 Euro Einnahmen bei 715.000 Euro Zuschüssen.
Und jetzt auf ein Neues. Auf die 19. Spielzeit. Auf Shakespeare-Premieren („Othello“ und „Der Widerspenstigen Zähmung“) im November bzw. Januar. Sowie die bewährten Co-Produktionen – als da wären: die Traumsequenzen nach Freud und Strindberg („P.S.: Strindberg“) und die szenische Interpretation von Franz Schubert („Winterreise“) mit ihren Premieren im September, beziehungsweise Oktober.
Überhaupt verspricht die Company für die Spielzeit 2002 / 2003 ganz viel „frischen Wind“. Kommen soll der vom Nachwuchs, der Shakespeare nach Lesart der Thirtysomethings interpretiert und damit vielleicht nicht mehr so politisch wie bei der Gründergeneration der 50plusser daherkommt. „Wir erneuern die Company, um sie weiterführen zu können.“ Außerdem werden alle großen Premieren durch Regisseure von außen bestritten. Der „Stamm von inszenierenden Menschen“ soll erweitert werden, sagt Lüchinger. Um interessante Menschen ans Haus zu binden, die für neues Publikum sorgen. pipe
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen