Südkorea in Sicht

Nach zähen Verhandlungen dürfen die 15 nordkoreanischen Flüchtlinge in der deutschen Botschaftsschule in Peking China verlassen

PEKING dpa/afp ■ Nach der Flucht von 15 Nordkoreanern in die deutsche Botschaftsschule in Peking haben sich China und Deutschland auf eine Ausreise der Flüchtlinge verständigt. Die 15 Menschen sollen voraussichtlich zum Wochenende das Land verlassen. Der Sprecher des Pekinger Außenministeriums sprach von einer „Einigung über eine angemessene Lösung“. Dabei war bis zuletzt nicht klar, ob das Schulgelände durch die Wiener Konvention über diplomatische Beziehungen geschützt ist oder ob die chinesische Polizei das Gelände ohne deutsche Erlaubnis betreten darf.

Offenbar folgt die Vereinbarung dem Vorbild anderer Botschaftsfluchten, bei denen die Nordkoreaner über ein Drittland nach Südkorea ausreisen durften. Die acht Frauen und sieben Männer waren am Dienstag über die Mauer auf das separat von der eigentlichen Botschaft liegende Schulgelände geklettert. Ein Hintermann ihrer Flucht war der deutsche Nordkorea-Aktivist Norbert Vollertsen, der die Schule als Ziel ausgewählt hat.

Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, eine Vereinbarung sei erreicht worden, die „zurzeit umgesetzt“ werde. Außenminister Joschka Fischer unterstrich nach der Lösung des Dramas die Verpflichtung Deutschlands zu humanitärer Hilfe. „Solche Zwischenfälle können nur vermieden werden, wenn sich die Lage der Menschen in Nordkorea grundsätzlich verbessert“, sagte der Minister.

Allein dieses Jahr haben sich rund 100 Nordkoreaner in Botschaften in China geflüchtet und damit die kommunistische Führung in den diplomatischen Spagat genötigt. Einerseits will China die alten Verbindungen zum Regime in Pjöngjang nicht gefährden und erkennt die 300.000 im Land lebenden Nordkoreaner nicht als Flüchtlinge an. Andererseits locken die wirtschaftlichen Verheißungen Südkoreas. „Die Beziehungen zu Südkorea sind für China sehr wichtig – sowohl wirtschaftliche Verbindungen als auch strategische Überlegungen“, sagt Wu Guoguang, Experte für Außenpolitik an der Uni Hongkong.