Flugzeug-Fabrik auf Stelzen

Mühlenberger Loch: Mietvertrag für Airbus lässt Setzen des Fabrikgeländes um maximal 15 bis 30 Zentimeter zu. Werden es mehr, zahlt die Stadt und die Hallen brauchen kleine Rampen. Neuer Deich auf Hahnöfersand ist angeblich schon sicher

von GERNOT KNÖDLER

Der Deich, der die Zweite Meile des Alten Landes künftig vor Sturmfluten schützen soll, ist sicher. Diese Überzeugung hat Werner Möbius, Chef der gleichnamigen Bauunternehmung, gestern bei einer Besichtigung der Airbus-Baustelle im Mühlenberger Loch begründet. Der Neubau des Deichs wurde durch das Abbaggern von zwei Dritteln der Elbinsel Hahnöfersand nötig. Drei Millionen Kubikmeter Sand von der Insel sind ins Mühlenberger Loch gepumpt worden, wo das künftige Airbus-Werksgelände inzwischen ganz aus dem Wasser ragt. Die Mietverträge zwischen Airbus und der städtischen Realisierungsgesellschaft A380rea stehen nach Angaben deren Geschäftsführers Hartmut Wegener vor dem Abschluss.

Bewohner des Alten Landes hatten zuletzt am vergangenen Wochenende gegen den Abbau des alten Deiches protestiert: Dieser komme zu früh, hatten sie argumentiert, der neue Deich brauche Zeit, sich zu setzen. Überdies sei die neue Deichlinie ungünstig, da sie eine Elbbucht bildet. Möbius versprach, der neue Deich werde besser sein als der alte. Er werde nach dem Stand der Technik einen Sandkern enthalten, der vom Wasser durchströmt werden könne, ohne dabei Schaden zu nehmen. „Dass so ein Deich sich setzen muss, ist einfach Unfug“, sagte Möbius, „sonst könnten wir überhaupt keine Deiche bauen.“ Wenn er an der Küste Schutzdämme erneuere, müssten die zur Sturmflutsaison im Herbst standfest sein.

Der Bauunternehmer äußerte sich wie Wegener von der Realisierungsgesellschaft sehr zufrieden über den Fortgang der Arbeiten im Mühlenberger Loch. „Wir haben jetzt 100 Prozent Land“, freute sich Wegener. Es setze sich aber langsamer als erwartet. Um das Wasser aus der vier bis zwölf Meter dicken Schlickschicht zu pressen, hatte Möbius in gleichmäßigen Lagen Sand daraufrieseln lassen. Mit seinem Eigengewicht presste der Sand das Wasser aus dem Schlick wie der Filter einer Bodum-Kanne. Man habe „keinerlei Schlickaufbrüche“ zu verzeichnen gehabt, versicherte Wegener. An einer Stelle, wo noch immer Sand aufgespült wird, schob eine Planierraupe gestern in einer Pfütze Sand hin und her, ohne einzusinken.

Bei allem Optimismus dürfte ein mögliches Nachgeben des Baugrundes Möbius und Wegener auch künftig Alpträume bescheren. Die Verträge mit Airbus erlauben nur minimale Setzungen: an manchen Stellen 30 Zentimeter in fünf Jahren, an anderen 15 Zentimeter. Sackt der Boden stärker ab, muss die Stadt Airbus die entstehenden Aufwendungen bezahlen. Über die Höhe der Kompensation sollen Schiedsgutachter entscheiden.

Die Miete für die neue Airbus-Halbinsel orientiere sich an der ortsüblichen Vergleichsmiete für Finkenwerder, sagte Wegener, allerdings „mit gewissen Abschlägen“. Gäbe der Boden unter den Hallen nach, blieben diese zwar stehen, weil sie mit Tausenden von Pfählen im festen Sand unter der Schlickschicht gegründet sind. Dann wären aber Rampen nötig, um die Flieger aus den Hallen ziehen zu können.

A380rea werde am Rüschkanal einen Anleger bauen lassen, den Hadag-Fähren im 20-Minuten-Takt von Teufelsbrück aus bedienen sollen, sagte Wegener. Ein Teil der von Airbus erwarteten 200.000 Besucher im Jahr könnte so direkt zum geplanten Besucherzentrum gelangen.