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Kolumbiens Paramilitärs wiedervereint

Unter dem Druck der Guerilla haben die Mordbanden der „Selbstverteidigungskomitees“ wieder zusammengefunden

BUENOS AIRES taz ■ Gesucht sind sie wegen Gründung einer illegalen Vereinigung, mehrfachen Mordes und zahlreicher Massaker. Dennoch konnten vergangene Woche die rechtsextremen Paramilitärs von den „Selbstverteidigungskomitees Kolumbiens“ (AUC) unbehelligt von Polizei und Militär auf einer Finca in den Bergen im Nordwesten Kolumbiens zusammenkommen, um die Wiedervereinigung ihrer Organisation zu feiern. Die war in den 80er-Jahren von Großgrundbesitzern gegen die linken Guerillagruppen gegründet worden, erfreut sich bester Kontakte zur Armee und macht immer wieder durch grausame Massaker an der Zivilbevölkerung von sich reden.

Über 2.000 schwer bewaffnete Paramilitärs waren zu dem fünftägigen Treffen angereist, um zu beschließen, künftig wieder gemeinsam zu marschieren. Damit sind die Streitereien der Vergangenheit vom Tisch und das Kommando über die rund 12.000 rechtsextremen Milizionäre führt wieder Carlos Castaño, ein skrupelloser wenngleich charismatischer Militärstratege. Erst vor zwei Monaten hatte Castaño die Auflösung der AUC verkündet, weil einige Gruppen mit Entführungen und dem Drogenhandel gute Geschäfte gemacht haben. Für Castaño sind das heute Ausnahmefälle. Entführungen sind den Mitgliedern der Paramilitärs künftig untersagt, der Drogenhandel ist zum Feind erklärt. Nur noch mit Schutzgeldern, die sie den Kokabauern abknöpfen, wollen sich die Paramilitärs finanzieren. Das überrascht. Denn es war Castaño selbst, der vor einiger Zeit eingestanden hatte, dass seine Organisation sich teils über den Drogenhandel finanziert. Sein eigener Bruder soll dabei eine Schlüsselfigur sein, was Castaño allerdings bestreitet.

„Egal ob wir gegen die Guerilla kämpfen oder verhandeln, es ist besser, vereint zu sein“, sagte Castaño während des Treffens der Tageszeitung El Tiempo. Solange der Staat nicht in der Lage sei, die Guerilla zu schlagen, solange werde es die Paramilitärs geben, versicherte er. Aber für die Wiedervereinigung gibt es auch einen strategischen Grund: Im August mussten die Milizen bei Kämpfen mit der Guerilla schmerzhafte Verluste einstecken. Da liegt es nur nah, die Kräfte wieder zu bündeln.

Wobei die politischen Rahmenbedingungen so gut sind wie nie zuvor. Mit dem im August ins Amt gekommenen Präsidenten Álvaro Uribe regiert ein Staatschef, der selbst einmal paramilitärische Einheiten organisiert hat und ihnen heute noch wohlgesonnen gegenübersteht.

INGO MALCHER

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