: Traumbild
„Mond(e)“ will einmal ganz andeutungsweise Klarheit schaffen
Die schönsten Bilder sieht man ja meist, wenn die Augen gerade geschlossen sind und auch der Körper auf Standby-Funktion geschaltet ist; beim Schlaf der Vernunft. Das ist die trunkene Zeit, wenn das Unterbewusste als visionärer Regisseur triumphieren darf und einem seine bizarren Inszenierungen durchs Gehirn treibt. Da können wir fliegen. Keine Schwerkraft klebt einen mehr auf der Erde fest. Und da müssen wir auch fallen, endlos, in tiefe unergründliche Schlünde, doch keine Erbsen zählende Logik wird einen daran hindern, auch das wieder abzufedern, indem im Flug der Geschichte zur Rettung einfach das Personal und gleich noch die Handlung ausgewechselt wird. Selbst die abenteuerlichsten Sinnsprünge scheinen vollkommen plausibel und klarsichtig, im Traum.
Solch eine assoziationsträchtige Bilderproduktion hat wohl auch Birte Brudermann vor Augen, wenn sie in ihrer Tanztheaterproduktion „Mond(e)“ einerseits von der Sehnsucht eines Mannes, in wissenschaftlicher Weise hinter Geheimnisse menschlicher Existenz zu schauen, berichten will und dabei nicht nur die ungezwungene Spontaneität der Kindheit in Kontrast zur linearen Denkart setzt, sondern sich gleich noch kulturell unterschiedlichen Vorstellungen von Tod nähert. In ausgeschriebener Prosa schreit so eine Unternehmung nach dickleibigen Kompendien. In dem wieder ganz nüchtern als „Bewegungstheater für Erwachsene“ bezeichneten Projekt aber soll alles in Andeutungen geschehen. Haikus gleich. Doch in visueller Opulenz.
Nach den Aufführungen im heimischen Österreich wurden bei „Mond(e)“ jedenfalls „an Peter Greenaway erinnernde Tableaus“ ausgemacht, in denen „filigran und ausdrucksvoll zugleich, wie feine Porzellanminiaturen“ sich die Szenen entfalteten. Also eine Bildmächtigkeit, durchspült von einem mythologischen Stream of Consciousness. Erinnerungen an barocke Malerei verbünden sich hier mit der Bildauffassung Francis Bacons. Alles ausgemalt in der somnambulen Sicherheit des Traums.
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