: Sex mit Fischen
6. Preis: Ein Pubertätserguss
von YANN VIERTMANN
Es war im Sommer 1990. Ich war damals 13, sie 25. Ich heiße Jakob, sie hieß Angelika. Und sie war groß und blond und vollbusig. Das war deswegen etwas Besonderes, weil ich in meinen Vorurlaubsträumereien eigentlich davon ausgegangen war, dass ich mich während meines Aufenthaltes auf Elba, wo ich in diesem Sommer den Urlaub mit meinen Eltrn und meiner älteren Schwester Lena verbrachte, in eine kleine, dunkle Angelina oder Gabriella, in eine Italienerin eben, verlieben würde. Aber wenn man Angelika heißt und groß und blond und vollbusig ist, dann ist man natürlich keine Italienerin, sondern deutsche Studentin aus Essen und verbringt bloß seine Semesterferien in Italien, wo man auf Elba als Segellehrerin bei einer deutschen Segelschule jobbt und den Segelkurs für Anfänger unterrichtet.
Der Kurs bestand aus etwa zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmem zwischen 7 und 85, und ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder Mann, dessen Körper schon (bzw. noch) zu einer ausreichenden Testosteronproduktion in der Lage war, mit Angelika ins Bett wollte. Ganz sicher weiß ich es allerdings nur von Peter und Hendrik, mit denen ich während der zwei Wochen, die der Kurs dauerte, eine Jolle teilen musste. Peter war 35, Kardiologe und kam aus Düsseldorf. Er war untersetzt und hatte kaum Körperbehaarung, was ihm ein ziemlich wurstiges Aussehen verlieh. Dass Peter scharf auf Angelika war, daraus machte er, jedenfalls vor Hendrik und mir, kein großes Geheimnis. Es verging kein einziger Tag auf See, an dem er sich nicht über Angelikas „Riiiesentüten“ ereiferte oder mit dümmlichen Sprüchen wie: „Na Jungens, von der entjungfert werden, das wär doch was!“, unsere Sympathien zu gewinnen versuchte. Noch ein wenig grober drückte es allerdings Hendrik aus, der ebenfalls nicht sonderlich behaart war und dessen Testosteronproduktion trotz seines zarten Alters von 12 Jahren bereits auf Hochtouren zu laufen schien, sprach er doch den lieben langen Tag von nichts anderem, als dass er Angelika „ficken“, „bumsen“ oder „nageln“ wolle.
Diese Primitivlinge! Das war nun wirklich nicht die angemessene Art und Weise, über eine Frau wie Angelika zu reden. Ich meine, sie war eine Göttin! Und ich betete sie an, und das nicht bloß wegen ihrer großen Brüste und bestimmt nicht, weil ich sie ficken, bumsen oder nageln wollte. Ich wollte mit ihr schlafen, sie lieben, ihre Liebesgrotte erkunden und unzählige Höhepunkte der Lust mit ihr erleben, so wie ich es in dem Groschenroman gelesen hatte, den ich zu Hause unter meiner Matratze aufbewahrte. Von diesen Höhepunkten träumte ich oft, wenn ich an der Fock saß und aufs Meer hinausblickte.
Abends ließ sich Angelika immer von allein reisenden Männern wie Peter in eine der beiden Trattorien des überwiegend von deutschen Touristen bevölkerten kleinen Ortes einladen, die auch ich mit meinen Eltem im allabendlichen Wechsel besuchte. Und während sich Abend für Abend das linksliberale italienfanatische Bildungsbürgertum um mich herum mit Prosecco und Grappa voll laufen ließ, musste ich hilflos und voller Verachtung mit ansehen, wie diese widerlichen Typen versuchten, sich an Angelika ranzumachen. Trotzdem war mir natürlich klar, dass sie niemals auch nur im Traum daran gedacht hätte, mit einem von denen etwas anzufangen. Beunruhigender war da eher die Tatsache, dass sie später am Abend von meiner Schwester regelmäßig in der am Ortseingang liegenden Freiluftdisko, meist in Begleitung eines jungen Italieners, gesichtet wurde. Ich sah sie auch einmal mit ihm, als ich eines Abends allein am Strand lag und den Himmel betrachtete. So ein Fieser, Schmieriger war das, mit gelverklebten Haaren und pickelvernarbtem Gesicht. „Hallo, Jakob!“, grüßte mich Angelika, während sie an mir vorbeischlenderten. Ich tat, als hätte ich sie nicht kommen sehen, und setzte mich erschrocken auf.
„Ah, ähm, hallo!“, sagte ich mit belegter Stimme. Und der fiese Italiener nickte mir zu.
Meine Hoffnung, Angelika würde vielleicht eines Abends allein an den Strand kommen, um mich zu treffen, weshalb ich von diesem Tag an jeden Abend mehrere Stunden dort auf sie wartete, erfüllte sich nicht. Zwei Tage bevor der Anfängerkurs zu Ende ging, trafen wir dann aber doch allein aufeinander. Ich schnorchelte an diesem Tag am Rand der kleinen Bucht, in der die Schulschiffe der Segelschule vor Anker lagen, und sah langweilige Felsen, Algen, Fische … zwei Brüste auf mich zukommen! Ich tauchte einige Meter tief, um mir die Sache genauer ansehen zu können, und brauchte nicht lange, um zu erkennen, um welche wohlgeformten Brüste es sich handelte. Da war sie also, direkt über mir, bekleidet mit nichts als einem knappen, gelben Bikinihöschen, und schwamm mit anmutigen Zügen auf den Strand zu, wobei sich ihre Brüste mit jeden Zug sanft vor- und zurückbewegten. Ich schluckte Wasser und musste auftauchen. Jakob, hallo!“, rief sie überrascht, als ich hustend und Wasser spuckend etwa fünf Meter neben ihr hochkam.
„’ao!‘, rief ich und hob die Hand.
„Schön, hier zu schnorcheln, was?“
„’a!“, nickte ich, immer noch hustend.
„Komm mal mit, ich zeig dir was“, sagte sie, drehte sich um und schwamm voraus. Nachdem ich etwa hundert Meter mit klopfendem Herzen und einer zunehmend schmerzhaft werdenden Erektion hinter ihr hergeschwommen war, stoppte sie, drehte sich wieder zu mir um und sagte lächelnd: „Hier musst du tauchen.“
Mit zitternden Fingern zog ich mir die Taucherbrille übers Gesicht, holte tief Luft, tauchte und wurde bitter enttäuscht. Denn ich sah weder ein abgestreiftes Badehöschen noch ihren entblößten Venushügel; alles, was ich sah, war ein riesiges, dunkelgrün schimmerndes Seegrasfeld, dessen Halme sich langsam mit der Strömung hin und her bewegten.
„Schön, was?“, sagte sie, nachdem ich wieder aufgetaucht war.
„Ja, schön.“
„Ich muss dann auch mal wieder, wir sehen uns ja morgen im Kurs.“
„Ja, bis morgen dann.“
Ich wartete, bis sie sich entfernt hatte, und paddelte an den Rand der Bucht, wo ich hinter einem Felsvorsprung eine seichte Stelle gesichtet hatte. Denn erstens interessierten mich große, dunkelgrüne Seegrasfelder nicht besonders, und zweitens musste ich irgendetwas tun, um meine Erektion wieder loszuwerden. Also legte ich mich ins flache Wasser und holte mir lange und genüsslich einen runter. Dann zog ich die Taucherbrille wieder auf, hielt den Kopf unter Wasser und beobachte, wie ein Schwarm kleiner schwarzer Fische sich über mein ausflockendes Sperma hermachte. Dann schwamm ich zurück an den Strand und ging nach Hause, um mich fürs Abendessen fertig zu machen.
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