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Ruck zuck-Privatisierung

Behörde legt Zeitplan für Entstaatlichung der Berufsschulen vor. Trägerschaft durch Mittelstandsinstitut. Lehrer fürchten Reduzierung des allgemeinbildenden Unterrichts

von KAIJA KUTTER

Für Unruhe in Berufsschullehrerkreisen sorgt derzeit eine „Projektbeschreibung“ aus dem Hause von Bildungssenator Rudolf Lange (FDP). Danach soll bis zum 15. Dezember überprüft werden, ob für die 48 Berufsschulen und deren 3000 Lehrer und 55.000 Schüler die Überführung in eine private Trägerschaft sinnvoll ist. Bis Ende Juli 2003 soll dann das Konzept mit der Handelskammer abgeglichen und sollen rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, um zum 1. August mit der Privatisierung zu starten. Offen ist, ob dies gleich alle oder nur einzelne Pilotschulen trifft.

Für Handelsschullehrer Bernd Vieth ist vor allem das „Ruck-zuck-Verfahren“ alarmierend: „Das erweckt den Eindruck, dass die Behördenleitung schon weiß, was sie will.“ Nämlich voraussichtlich die Überführung der Berufsschulen in die Trägerschaft eines neu zu schaffenden „Mittelstandsinstituts“, an dem neben der Handelskammer auch das Handwerk und die Arbeitgeberverbände beteiligt sind. Denn die alleinige Übernahme durch die Kammer wird auch von Unternehmen abgelehnt.

Vieth ist Vorsitzender der GEW-Fachgruppe Berufsschulen, die kritisiert, dass mit der angestrebten Privatisierung „ideologische Vorstellungen“ von Handelskammer und FDP umgesetzt werden. Die Pädagogen befürchten, dass die Wirtschaft den gegenwärtigen Anteil von zwölf wöchentlichen Berufsschulstunden reduziert und allgemeinbildende Lerninhalte abschafft. So habe die Kammer in einem Gespräch mit der GEW-Fachgruppe die Verringerung des schulischen zu Gunsten des betrieblichen Ausbildungsanteils gefordert. Dazu passt, dass die jetzige Stundentafel laut Papier nur „Gestaltungsvorgabe“ sein soll.

In der Projektskizze ist an 15 bis 20 Berufsschulzentren a 4000 Schüler gedacht, die von einem kaufmännischen Leiter geführt werden. Ziel soll unter anderem ein „ressourcenschonender Mitteleinsatz“ sein, durch den sich „Ausgaben einsparen“ lassen. Die Angebote der Berufsfach- und Fachschulen sollen „nachrangig“ sein. Vieth fürchtet hier Nachteile für Schüler und Lehrer. Der ökonomische Druck, könne dazu führen, dass schwächere Schüler abgelehnt und qualifizierte Pädagogen durch Hilfskräfte ersetzt werden.

Statt des Eilverfahrens fordert Vieth eine Analyse des Ist-Zustands: „Die Frage ist, was will man überhaupt verbessern.“ Die Berufsschulen, die bereits unter Rot-Grün mehr Eigenständigkeit erhielten, seien „sehr reformfreudig“ und hätten gerade fächer übergreifende Lernfelder eingeführt. Auch sei die Wirtschaft längst in Schulgremien eingebunden. Das eigentliche Problem sei der Mangel an Ausbildungsplätzen. Vieth: „Das wird mit Privatisierung nicht gelöst.“

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