piwik no script img

Spekulation mit Hafenblick

Haus der Jugend am Stintfang soll „entkommunalisiert“ oder verlagert werden. Jugendliche und Eltern protestieren. Bezirksamt Mitte hüllt sich in Schweigen

Jugendliche und Eltern wehren sich gegen Pläne, das Haus der Jugend am Stintfang bei den Landungsbrücken zu verlagern. Gestern übergaben sie dem zuständigen Bezirksamt Mitte mehr als 300 Unterschriften. Das Bezirks- amt hat bislang noch keine konkreten Pläne öffentlich gemacht, in der vergangenen Woche wurden die Beschäftigten der städtischen Einrichtung jedoch darüber informiert, dass das Haus entkommunalisiert oder verlagert werden soll. Sogar eine komplette Schließung des Hauses wird von den Eltern befürchtet.

„Ziel scheint es zu sein, die Besucher der Einrichtung vor vollendete Tatsachen zu stellen“, kritisiert Marcus Rietz von der Elterninitiative zur Erhaltung des Hauses der Jugend. Dies geschehe, „wie so oft in Wahlkampfzeiten, still und heimlich“. Die Initiative hat mit der Unterschriftensammlung reagiert, um Druck auf das Bezirksamt und den Jugendhilfeausschuss in Mitte auszuüben. Unterzeichnet haben nicht nur betroffene Jugendliche und ihre Eltern, sondern auch AnwohnerInnen aus der Neustadt.

Gut 400 junge Leute besuchen regelmäßig das Haus der Jugend oberhalb der Jugendherberge am Stintfang. Vor allem das abendliche Breakdance-Angebot wird von Jugendlichen aus der ganzen Stadt wahrgenommen und gilt mit seinem extra hierfür eingerichteten Tanzraum als eines der besten in Hamburg. Zudem gibt es ein Internet-Café, die MitarbeiterInnen bieten Jugend- und Rechtsberatung bei Problemen. Für den Oktober ist die Gründung einer Eltern-Kinder-Gruppe vorgesehen. Ob es dazu kommt, hängt nun in der Luft.

Zudem ist das Haus erst vor kurzem grundlegend renoviert worden – auch deswegen verstehen Eltern und Beschäftigte nicht, warum jetzt über eine Verlagerung nachgedacht wird. Rietz hat allerdings einen Verdacht: „Das Haus war aufgrund seiner attraktiven Lage schon öfter Gegenstand von Verkaufsspekulationen.“ Die Initiative weist darauf hin, dass die Bezirksversammlung noch vor drei Tagen beschlossen hat, die Häuser der Jugend von Sparmaßnahmen zu verschonen.

Vom Bezirksamt selbst war gestern keine Stellungnahme mehr zu erhalten. PETER AHRENS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen