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Fleißige Lieschen

Wie schwierig es ist, mit einem großen Maul zu leben oder die eigene Stereoanlage zu lieben: Die Donots mühen sich redlich, freundlichen, ehrlichen Punkrock zu produzieren. Heute Abend spielen sie zu jugendfreundlicher Zeit im SO 36

Vor allem und erst mal: Das sind nette Jungs. Ein wenig provinziell, in Maßen frech, aber auch fleißige Arbeiter, gesunde Realisten, die niemals vergessen, wo sie herkommen. Die Donots stammen aus dem ostwestfälischen Ibbenbüren, sind mit flottem Pop-Punkrock auf dem besten Weg in die große Welt des Showbusiness.

Und doch, und das ist wichtig hier, sind sie ganz die Alten geblieben. Innen drin, im Booklet ihrer letzten Platte mit dem programmatischen Titel „Amplify The Good Times“, versprechen sie – in englischer Sprache – ihren Fans, dass diese Aufnahme „eine ehrliche Anstrengung der Freundschaft“ ist, und empfehlen: „Take it or leave it.“

Das ist als Verweis auf einen in diesem Genre immer noch sehr beliebten Vorwurf zu verstehen, den des so genanten Sell-outs. Der traf die Donots, als man nach zwei tapfer in Eigenregie verlegten und bestenfalls regional erfolgreichen Alben einen Vertrag bei einem Metal-Label unterschrieb, das allzu gute Verbindungen zu einem großen Unterhaltungskonzern unterhält. Musikalisch machte das zwar keinen großen Unterschied, nur dass sich die von ihnen geschriebenen Hochgeschwindigkeits-Punkrockhymnen mit Hitpotenzial nicht mehr anhörten, als wären sie in einer Mülltonne aufgenommen. Stattdessen klangen die Donots wie Green Day oder Millencolin und konkurrierten fortan mit Kinderpunk-Kapellen wie Blink 182 oder Sum 41 um die Gunst von Minderjährigen.

So etwas aber können alteingesessene Fans nie verknusen. Die Donots aber ließen das klassische, dogmatische Punkpublikum hinter sich und stiegen vor zwei Jahren mit dem unverschämt eingängigen „Whatever happened to the 80ies“ in die Charts ein. In der Folge tauchten sie in der Bravo, aber auch auf dem Soundtrack für einen Horrorfilm auf, durften im Film „Engel & Joe“ sich selbst spielen, und schließlich rief sogar Bad-Religion-Gitarrist Brett Gurewitz in Ibbenbüren an, weil er vorhat, die Donots für sein Epitaph-Label zu verpflichten.

Die neu gewonnene Zielgruppe wird von den Donots auch auf „Amplify The Good Times“ nicht gerade verschreckt durch Mitgröhlmelodien und eher schlicht gehaltenen Texten, die davon erzählen, wie es ist, mit einem großen Maul zu leben („Big Mouth“) oder die eigenen Stereoanlage zu lieben („My Stereo’s A Liar“). Mitunter geht es wie in „Worst Friend/ Best Enemy“ auch besinnlicher zur Sache. Der Song handelt davon, dass man sich selbst der beste Freund und gleichzeitig der schlimmste Feind sein kann. Meistenteils aber tun die Donots nicht mehr, als zu dampfenden E-Gitarren und Bumm-Baff-Schlagzeug fröhlich geradeaus zu marschieren, aber das machen sie gut und engagiert, und die Leute tanzen dazu einen netten, lieben, verständnisvollen Pogo, bei dem sich garantiert niemand wehtut.

Solch harmloses Vergnügen ist immer noch zu relativ erschwinglichen Eintrittspreisen zu haben. In Interviews fallen gehäuft Wörter wie „nett bleiben“ und „dankbar sein“, und mit der eigenen Plattenfirma liegt man in ständigem Zwist, um das Image zu kontrollieren und sich nicht vollständig dem „Business-Geficke“ auszuliefern. Wie gesgt: Zuerst und vor allem sind das nette Jungs. THOMAS WINKLER

Die Donots spielen heute, 19 Uhr, im SO 36, Oranienstraße 190, Kreuzberg

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