: Weg vom Häuschen
Wohnungsbauer: Mit der Förderung von Eigenheimen wird Hamburg keine zwei Millionen Einwohner erreichen
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) hat den Senat aufgefordert, seine Wohnungsbaupolitik zu korrigieren. Mit dem Bau von Einfamilienhäusern sei das Ziel, Hamburg zur Zwei-Millionen-Einwohner-Metropole zu machen, niemals zu erreichen, sagte Verbandsdirektor Joachim Wege bei einer Arbeitstagung in Travemünde.
Die Wohnungsunternehmen, die dem Häuschen im Grünen naturgemäß fern stehen, sind keineswegs die einzigen, die neue Wege in der Wohnungspolitik beschritten sehen wollen. Die Bausparkasse der Sparkassen LBS registriert in einer Broschüre aus dem vergangenen Jahr ebenfalls ein „wachsendes Interesse an selbstbestimmten gemeinschaftlichen Wohnformen“. Ihre Konkurrentin BHW ließ bei einer Veranstaltung kürzlich im Bahrenfelder Gastwerk Rotraut Weeber vom Stuttgarter Institut für Stadtplanung und Sozialforschung auftreten. Weeber konstatierte eine zunehmende Wertschätzung für „zentralere, mit Infrastruktur gut ausgestattete Wohnlagen“, sowie das „Interesse, neue Netze in der Wohnanlage und im Stadtteil zu knüpfen, von sehr offenem bis zum gemeinschaftlichen Wohnen“.
Um die Menschen, die nach Feststellung Weges derzeit regelrecht aus der Innenstadt flüchten, dort zu halten, müssen ihnen andere Angebote gemacht werden als bisher. Weder mit normalen Geschosswohnungen noch allein mit Reihenhäusern könne die Kernstadt den Wettbewerb mit dem Umland gewinnen, heißt es in einer Studie, die die Beratungsgesellschaft Empirica im Auftrag der inzwischen abgewickelten Stadtentwicklungsbehörde erstellte. Das Angebot müsse stärker differenziert, die Möglichkeiten, Wohnungen zu kaufen, verbessert werden. In der Innenstadt böten hierfür Baugruppenprojekte eine Chance, bei denen verschiedene Eigentümer gemeinsam ein Mehrfamilienhaus planen und bauen.
In Freiburg und Tübingen sind ganze Stadtviertel auf diese Weise entstanden. Ansätze gibt es auch in Hamburg. „Die Stadt muss sich dafür engagieren“, sagt die ehemalige Tübinger Erste Bürgermeisterin Gabriele Steffen. Die Position des Rechtssenats hierzu ist noch unklar. Derzeit arbeitet die Baubehörde daran, das Landesrecht an die Änderung der Wohnungsbauförderung im Bund anzupassen. Gernot Knödler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen