do the right thing: ein „du“-heft zu pedro almodóvar

Pedro Almodóvar ist ein Filmemacher, auf den sich fast alle Kritiker einigen können. Warum das so ist, erklärt „Frauenfieber. Regie Pedro Almodóvar“, die jüngste Ausgabe der Schweizer Zeitschrift du. Nach deren Lektüre weiß man, worin das Geheimnis des spanischen Regisseurs liegt: Er macht alles richtig. Er setzt die richtige Musik ein, er wählt die richtigen Reminiszenzen, er castet die richtigen Schauspieler, er findet das richtige Verhältnis von Bild und narratio und wird doch bei allem, was er richtig macht, nie langweilig oder vorhersehbar. Im Gegenteil: Es scheint, als wagte er mit jedem neuen Film mehr. Seine Arbeitsweise, erfährt man aus einem Text des Filmjournalisten Jen Haas, hat viel zu tun mit den Clansystemen, wie man sie von John Waters, Rainer Werner Fassbinder oder Andy Warhol kennt. An die Stelle des Studios, mit dem Hollywood die Produktionsabläufe Ford’scher Prägung imitierte, tritt eine familienähnliche Arbeitsgemeinschaft. Als Absage an Hollywood indes ist das nicht zu begreifen: „Die Clanfilmer“, schreibt Haas, „waren von der amerikanischen Filmindustrie geradezu fasziniert.“ Almodóvars Faszination gründet vornehmlich im Melodram der 50er-Jahre und in den Filmen Hitchcocks. Aus beidem zitiert er nach Kräften. Und wenn er dabei zu einem eigenwilligen Verhältnis zwischen Erzählkino und Autorenperspektive gelangt, dann hat er wieder etwas richtig gemacht. Ergänzt wird der Text durch einen betörenden Fototeil, der die Mitglieder von Almodóvars Clan noch einmal in Erinnerung ruft: den jungen Antonio Banderas (auf unserem Foto, einem Still aus „Labyrinth der Leidenschaften“ von 1982, ist er neben Imanol Arias zu sehen) genauso wie die junge Penélope Cruz, Carmen Maura, Rossy de Palma (die Frau mit der unwahrscheinlichen Nase), Victoria Abril, Marisa Paredes. Ein Kosmos von Talent und Anmut, Transgression und Glamour. Seine Strahlkraft – und daran zu erinnern ist ein Verdienst des Heftes – verdankt sich einer heute versunkenen Subkultur, der Madrider Movida. Almodóvar war einer der Protagonisten dieses in den Regelverstoß verliebten Festes, das mit dem Tod des Diktators Franco im Jahre 1975 einsetzte.FOTO: DEFD/DU            CRISTINA NORD

„Frauenfieber. Regie Pedro Almódovar“, September 2002/ „du“, Heft Nr. 729, 11 Euro