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USA ändern ihre Nordkoreapolitik

Nach fast zweijähriger Isolationspolitik gegenüber Nordkorea ist die Regierung von George W. Bush jetzt doch wieder zu Sicherheitsgesprächen mit dem Regime in Pjöngjang bereit. Schon bald will sie einen Vertreter nach Nordkorea schicken

von SVEN HANSEN

Die US-Regierung hat einen Wechsel ihres Kurses gegenüber Nordkorea angekündigt. Zählte Präsident George W. Bush im Januar Nordkorea neben Irak und Iran noch zur „Achse des Bösen“, so sucht seine Regierung jetzt den Kontakt zum ostasiatischen Regime. Der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, kündigte am Mittwoch in Washington an, die US-Regierung werde einen Emissär nach Pjöngjang schicken. Außenamtsstaatssekretär James Kelly werde voraussichtlich im Oktober nach Nordkorea reisen, hieß es in Regierungskreisen. Die Entscheidung erfolgte, nachdem Unterhändler Anfang der Woche am UN-Sitz in New York verhandelt hatten.

Die USA werfen Nordkorea die Produktion von Raketen und Massenvernichtungswaffen und deren Verbreitung vor. Laut Fleischer unterrichtete Bush Südkoreas Präsident Kim Dae-Jung telefonisch von der Entscheidung. Kim strebt die Einbindung Nordkoreas in die internationale Staatengemeinschaft an. Er hatte mit Unterstützung der früheren US-Regierung von Bill Clinton einen Entspannungskurs gegenüber Nordkorea eingeschlagen, die so genannte Sonnenscheinpolitik. Im Juni 2000 reiste Kim zum ersten innerkoreanischen Gipfel nach Pjöngjang. Mit Madeleine Albright besuchte im Dezember 2000 dann auch erstmals eine US-Außenministerin Nordkorea. Als die Bush-Regierung im Januar 2001 die Amtsgeschäfte übernahm, brach sie die Kontakte zu dem stalinistischen Regime ab. Doch mit dem jetzigen Kurswechsel schwenkt sie wieder auf Clintons Linie.

Laut Fleischer sei die Regierung schon früher dazu bereit gewesen, doch das Eindringen nordkoreanischer Marineschiffe in südkoreanische Gewässer habe dies verhindert. Bei dem Seegefecht im Juni wurden zahlreiche Soldaten beider Seiten getötet. Später entschuldigte sich Nordkorea indirekt für den Zwischenfall. Im Juli sprach dann US-Außenminister Colin Powell bei einem Südostasien-Gipfel in Brunei kurz mit seinem nordkoreanischen Amtskollegen und brach damit das Eis. Powell gilt in der US-Regierung als stärkster Befürworter einer Einbindung Nordkoreas. Jetzt setzte er sich gegenüber denjenigen durch, die Nordkorea isolieren wollen.

Auch das Regime in Pjöngjang bewegte sich. So stimmte es dem Baubeginn einer Eisenbahnverbindung mit dem Süden zu und räumte gegenüber Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi erstmals die Entführung japanischer Bürger ein. Zudem signalisierte Machthaber Kim Jong-Il, für Inspektionen offen zu sein. Koizumi, Kim Dae-Jung und zuletzt der Asem-Gipfel drängten Bush zur Wiederaufnahme des Dialogs mit Pjöngjang. Südkoreas Regierung bemüht sich laut Korea Herald jetzt um ein Nordkoreatreffen von Kim, Koizumi und Bush am Rande des Apec-Gipfels im Oktober in Mexiko.

Wie die New York Times gestern bemerkte, ermöglicht der Kurswechsel gegenüber Nordkorea der US-Regierung einen Imagegewinn. Sie könne so zeigen, dass sie sehr wohl zu Gesprächen mit Gegnern bereit und nicht nur wie beim Irak an gewaltsame Konfrontationen denke.

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