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Patsches Paradise

Hauptsache Tore: Der FC St. Pauli gewinnt 5:2 in Mannheim und bleibt das torreichste Team der 2. Liga

St. Pauli-Trainer Joachim Philipkowski hätte sich nach dem 5:2-Sieg bei Waldhof Mannheim unbändig freuen müssen. Stattdessen schien ihm eher unbehaglich zumute: „Das war ein wichtiger Sieg, aber wir dürfen jetzt nicht überheblich werden“, mahnte er und wollte keinen seiner Spieler, auch nicht den vierfachen Torschützen Nico Patschinski hervorheben.

Die ersatzgeschwächten Gastgeber irrten vor 5.600 Zuschauer ohne Orientierung und Ordnung über den Rasen und hatten lediglich kurz vor und kurz nach der Pause zwei lichte Momente, als ihnen der Anschluss- und der Ausgleichstreffer gelang. St. Paulis Torwart Tihomir Bulat, der den formschwachen Simon Henzler ersetzte, konnte beim 1:2 durch Kern und beim Elfmeter zum 2:2 nichts ausrichten. Stattdessen dirigierte er eifrig seine Vorderleute und empfahl sich für kommende Aufgaben.

Nur zehn Minuten lang, von der 50. bis zur 60., mussten die Fans von St. Pauli ein wenig bangen, bevor die bisher wohl elf paradiesischsten Fußballminuten des Nico Patschinski anbrachen.

Der hatte schon nach acht Minuten mit dem Toreschießen begonnen, als er eine Flanke von Markus Lotter aufnahm und den Ball unbedrängt zum 0:1 ins Tor zirkelte. Ebenso schön und erneut von Lotter vorbereitet, setzte Patschinski nach einer Stunde zu einem Flugkopfball an und markierte das 2:3. Dieses Tor schien den Schützen in einen Rausch versetzt zu haben, denn nur vier bzw. elf Minuten später gelangen ihm nach Zuspielen von Jens Rasiejewski und Chen Yang seine Tore drei und vier. Der doppelte „Nackenschlag“, von dem Trainer Philipkowski hinterher sprach, war damit endgültig zur Episode degradiert.Dem Mannheimer Team fehlten sämtliche Qualitäten, die den FC St. Pauli auszeichneten. Der nutzte kaltschnäuzig seine Torgelegenheiten und setzte die unsichere Abwehr der Waldhöfer permanent unter Druck.

Ein wenig relativieren wollte Patschinski seine außergewöhnliche Leistung an diesem Abend aber dennoch. „Wer gegen dieses Team nicht gewinnt, wird es schwer in der Liga haben“, erklärte er diplomatisch. Als ob es sich der FC St. Pauli momentan erlauben dürfte, andere Teams schlechtzureden. GÜNTER ROHRBACHER-LIST

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