: Da war ein Traum
„In aller Munde“: Ohne die Jungen mit der Mundharmonika wäre die Welt nur ein Talking-böser-Traum-Blues und damit arm dran
Es sind die kleinen Dinge des Lebens. Die man in die Tasche steckt und zwischendurch herausholt, um sie verwundert zu begutachten und mit mit den Lippen zu kosen. Die kleinen Dinge. Sie will man loben und preisen. Da dürfen die Worte auch aufschäumen, fast mit hölderlinschem Überschwang. Nun ja. Fast. Doch lesen sie selbst: „Da war ein Traum, der so alt ist wie die Welt / Und wer ihn träumt, hört ihm zu, wenn er erzählt / Der Junge mit der Mundharmonika / Singt von dem, was einst geschah / In silbernen Träumen / Von der Barke mit der gläsernen Fracht / Die in sternenklarer Nacht / Deiner Traurigkeit entflieht.“ Seufz. So sang Bernd Clüver vom Jungen mit der Mundharmonika. Unvergessen. Nicht aus der Kulturgeschichte wegzudenken. Wie auch der einsame Rächer, der an dem Instrument nuckelt und die immergleiche Weise erklingen lässt: „Spiel mir das Lied vom Tod“. Wenn sie aber drunten im Schwarzwald nicht damit begonnen hätten, die liebevoll auch Taschenklavier genannte Mundharmonika aus den Tannen zu schnitzen, müsste man glatt auf diese Eckpfeiler des Weltkulturerbes verzichten. An die 200 Jahre ist das mit der Erfindung der Mundharmonika jetzt her, die endlich die entsprechende Würdigung erhält. „In aller Munde“ nennt sich die Ausstellung im Musikinstrumenten-Museum, mit der die kleine Mundharmonika samt ihrer etwas größer geratenen technischen Verwandten Handharmonika und Harmonium mit allen kultur- und sozialgeschichtlichen Verstrickungen präsentiert wird.
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