: berliner szenen Grand Prix D’Amour
Alle sind Gewinner
Liebe und der zu erwartende Kunstgenuss tauchen die sonst eher kühlen Räumlichkeiten der Staatsbank in Rosa-Wolken-Stimmung: Die Freunde Guter Musik, diesen Abend elegant im Anzug, veranstalten den jährlichen Grand Prix D’Amour!
Ja, die Liebe, da kommt so mancher ins Schwärmen und stellt sich jetzt eine besinnliche Soiree mit der Mathieu und Schumann-Liedern vor – weit gefehlt! Zwanzig Sängerinnen und Sänger sind aufgefordert, eigene Kompositionen vorzutragen, was zwischen peinlich und amüsant, schüchtern und aufdringlich, zögerlich, vorlaut, schön, traurig, gut, schlecht, zu kurz und zu lang gerät. Ganz wie im richtigen Leben. Was haben wir gelacht über Goethes Faust, mit „wuff“, „roar“, „grrr“ und enorm viel Sex von Lindy Annes interpretiert. Oder Werner Antonia Hirsch: „ti amo“ – Background-Gesang mit schwungvollen Tanzeinlagen, die Einblicke auf Unterhosenabdrücke bieten! Eher nachdenklich soll die anwesenden Damen wohl „Er hatte mich mit der Gitarre gesehen“ stimmen: „Einmal wirst du ein Brautkleid tragen, das ist der Sinn meines Lebens.“ Man kann sie förmlich spüren, die tiefen, sehr tiefen Blicke in die Augen der anwesenden Partner. Noch was fürs Auge ist der nackte Schlagzeugeroberkörper und was fürs Herz Frau Yamamoto mit Ukulele: die Wörter sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Yamamoto – Ukulele – lala love you! Wahrscheinlich hat das auch die fast spontane Liebeserklärung „Ich liebe meinen Bauch und Herta Däubler-Gmelin, Kunstpause, 18 Sekunden“ evoziert. Später legt Frieder Butzmann Platten auf, es gibt Bier und Wein und weinseligen Wodka, and the winner is: Werner Hirsch. – Aber an so einem Abend sind doch alle Gewinner. MOIRA LENZ
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen