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Es ändert sich sowieso nichts

betr.: „Rot-grüner Offenbarungseid“, taz vom 30. 9. 02

O tempora, o mores! Die Absicht, Steuererhöhungen erst nach einer Wahl zu verkünden, ist nichts Neues. Neu hingegen ist die Dreistigkeit, mit der es die Politiker der Regierungskoalition tun. Früher wurde der Bürger heimlich ausgetrickst, heutzutage besch… man ihn ganz ungeniert und öffentlich, als gehörten derartige Wesenszüge zur demokratischen Normalität. In atemberaubener Rekordzeit von nur wenigen Stunden nach der Bundestagswahl wurde die Erhöhung von Steuern nahezu jeder Art ins Spiel gebracht. […] RASMUS PH. HELT, Hamburg

Das meist Gesehene in Deutschland ist ein Gefühl, nämlich das der Frustration: Alle wollten wählen, damit es nicht noch schlimmer wird, egal aus welcher politischen Blickrichtung gesehen, aber alle wussten vorher schon ganz genau: Es ändert sich ja sowieso nichts, auch ein Spiegel-Artikel (der leicht überarbeitet seit 22 Jahren aktuell ist) mit konstruktiven Vorschlägen wird nie Beachtung finden!

Die Welt versucht mit ihrem eigenen Trägheitsmoment beladen an den Vorstufen zum dritten Weltkrieg vorbeizuschliddern, wir in Deutschland gucken dabei zu, wie das ganze System versucht, sich vor dem Abgrund zu retten, ohne zu sehen, dass wir schon reingefallen sind. Die Reformen, die dieses Land braucht und nötig hat, um mehr als die nächsten zehn Jahre überleben zu können, sind mit keinem Politiker in Deutschland zu machen. Schade eigentlich.

Deutschland sollte sich gegen die Pläne des IWF aussprechen, ein Insolvenzgericht für Staaten einzurichten, wir könnten zu schnell ein Fall für eben jene Institution werden …

ULF KÖTHER, Hamburg

Warum gibt es eigentlich noch kein einziges Programm zur Bekämpfung des Reichtums? Umverteilung von oben nach unten könnte hierzulande eine fröhliche Wissenschaft sein. Für einen gerechten und sozialen Lastenausgleich würden unmerkliche Beträge des Vermögens der Vermögenden völlig ausreichen.

Nichts dergleichen wurde imWahlkampf diskutiert, das Gegenteil – die Umverteilung von unten nach oben – dagegen wird schon immer praktiziert. […] ANDREAS SCHÜSSLER, Bielefeld

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