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Die Zeit der Prüfungen

Abordnung des NOK bewertet Hamburgs Olympia-Konzept. Senat will mit Spielen in der City und am Wasser punkten

Sportsenator Rudolf Lange (FDP) erwartet sie „mit gespannter Erwartung“: Die Delegation des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), die morgen die Bewerbung Hamburgs um die Spiele 2012 auf Herz und Nieren prüft. Ihre Noten sollen es den Mitgliedern des NOK erleichtern, den aussichtsreichsten deutschen Bewerber zu küren. Neben Hamburg bewerben sich Leipzig, Frankfurt, Stuttgart und die Region Rhein/Ruhr um die nationale Kandidatur. Der Senat wirbt mit „City-Olympics“ am Elbstrom und einem Olympischen Dorf, das ohnehin gebaut würde.

Die Prüfer bewerten elf Kriterien mit Noten von eins bis zehn. Das höchste Gewicht wird dabei der Beherbergungskapazität und der allgemeinen Infrastruktur mit dem Faktor fünf zukommen. Es folgen das Olympische Dorf, die Sportstätten und die Verkehrsmittel mit Faktor vier, das allgemeine Bewerbungskonzept und die Sicherheit mit Faktor drei, Umweltfragen und die Erfahrung mit großen Sport-Veranstaltungen (zwei), sowie die Unterstützung durch Politik und Öffentlichkeit (eins). Alle diese Faktoren spielen für die geplante Finanzierung der Spiele eine Rolle, die eigens bewertet wird.

Hamburg bietet „Spiele der kurzen Wege“ an. 90 Prozent der Finalwettkämpfe sollen in einem Zehn-Kilometer-Kreis um ein Olympia-Zentrum in der Hafen-City ausgetragen werden. Die Wohnungen und Büros dort sollen ohnehin gebaut werden. Der Bau eines Olympia-Parks gegenüber würde den stadtplanerischen Sprung aufs südliche Elbufer zeitlich vorziehen.

In dem Park mit Blick auf die Hafen-City und Hamburgs Schokoladenseite an den Landungsbrücken sollen ein Olympia-Stadion, eine Halle und ein Schwimmstadion errichtet werden. Wettkämpfe sollen auch auf dem Messegelände ausgetragen werden, dessen Erweiterung ohnehin ansteht. Für eine Regatta-Strecke würde die Dove Elbe mit schwimmenden Tribünen ausgerüstet. Unweit davon sollen Kanuten im Wildwasser von einem künstlichen Hügel hinunter paddeln. Ebenfalls einbezogen würden neben den Arenen im Volkspark das dann eventuell fertiggestellte Stadion für den FC St. Pauli, die Tennisplätze am Rothenbaum, das Reitgelände in Klein Flottbek und die Binnenalster. Die Stadt selbst könnte, so Oberbaudirektor Jörn Walter, zur Kulisse der Spiele werden.

Um Erfahrung mit großen Veranstaltungen vorweisen zu können, hat der Senat neben den Rad-Cyclassics und dem Hamburg-Marathon kürzlich den ersten Alster-Triathlon veranstalten lassen. Zehntausende säumten jeweils die Strecken. Zur Förderung des schwach vertretenen Spitzensports hat die Handelskammer eine Sponsorenbörse ins Leben gerufen und eine Stiftung Sportförderung gegründet.

Den zu erwartenden Verkehr will der Senat mit dem existierenden Schienen- und Busnetz aufnehmen. Für Sportler und Funktionäre soll es einen Spezialservice aus Minibussen und Taxen geben. Die kurzen Wege sollen Besucher und Sportler dazu verführen, auch mal zu Fuß zu gehen. Am schlechtesten dürfte das Olympische Dorf angebunden sein. Denn dass die vom Senat angekündigte U-Bahn in die Hafencity bis dahin fertig wird, darf bezweifelt werden.

Gernot Knödler

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