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Löcher in der Oberfläche

Das 3. Bremer Symposium der Heinrich-Böll-Stiftung in der Galerie Katrin Rabus fragt nach dem Sinn hinter der Malerei und den flimmernden Bildschirmen der Medienkunst

Bis auf zwei senkrechte Balken ist das Bild schwarz. Erst beim näheren Hinschauen zeigt sich, nur der gelbe Balken ist gemalt, der andere ausgeschnitten. Man sieht das Weiß derWand dahinter. „Sparsamer kann man die Auflösung der Zweidimensionalität in den Raum kaum darstellen“, sagt die Galeristin Katrin Rabus. Das Bild Peter Rodes, gemalt vor über 10 Jahren, verkörpert für sie immer noch die Fragen, die sie gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung im diesjährigen Symposium stellen will: Was ist die Oberfläche in der Kunst? Verhindert oder ermöglicht sie Sinnstiftung?

Gerade die aktuelle Medienkunst, meint Rabus, bediene sich „oberflächlicher“ Effekte, konfrontiere den Betrachter mit einer Fülle von Informationen, die dieser gar nicht mehr verarbeiten könne. Für die Symposiums-Ausstellung hat sie deshalb Arbeiten ausgewählt, die sparsam mit Informationen umgehen: Werke aus den 1970er und 1980er Jahren, vor allem formale Arbeiten wie Rodes Bild etwa, die klare Oberflächen bieten. Diese konfrontiert sie mit zwei Gemälden unbekannter äthiopischer Künstler und zwei Videoinstallationen der Bremer Künstler Astrid Nippoldt und Jean François Guiton, die jeweils auf ihreWeise die Sinnfrage stellen.

Um das Aneinandervorbeireden zwischen Kunst und Theorie zu verhindern, sind die Vortragsabend jeweils doppelt besetzt: An der Seite Elisabeth Schweegers, Intendantin des Schauspiels Frankfurt kommt heute abend auch der Schauspieler Heiko Senst zu Wort. Gesprochen wird über die Sinnstiftung durch das Theater. Sabine Maria Schmidt aus dem Documenta-Team,und Wiebke Ahrndt, Leiterin des Bremer Übersee-Museums, gehen am Sonntag der Frage nach, ob die D 11 tatsächlich einen neuen Blick auf außereuropäische Kunst und Wirklichkeit ermöglicht hat. Videokunst und Kurzfilme können am 27. Oktober betrachtet, Astrid Nippolt und Jean François Guiton nach dem Sinn ihrer Werke befragt werden.

Nach den „Löchern in der glatten Oberfläche suchen“ - so sieht Bernd Gosau von der Bremer Heinrich-Böll-Stiftung das Ziel des Symposiums. Auch die Zukunft der Seminare zur „politischen Bildung“, die der eigentliche Schwerpunkt der Stiftung sind, könnte er sich in dieser Form vorstellen. In den Räumen an der Plantage 13 solle langfristig ein „Zentrum für Gegenwartsthemen“ entstehen. Die Veranstaltung mit seiner Büro-Nachbarin ist sozusagen die Keimzelle.

Nina Diezemann

Sinn versus Oberfläche, Galerie Rabus, Plantage 11, 10. bis 13. Oktober. Eröffnung heute 18 Uhr.

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