: McBerti führt
Schottland und Vogts gewinnen, Rehhageldagegen wackelt. Frankreich zeigt sich in alter Form
HAMBURG dpa ■ Frankreich glänzt, Italien patzt, „McBerti“ siegt und „König Otto“ wankt. Am zweiten Spieltag der Fußball-EM-Qualifikation präsentierte sich der Titelverteidiger beim 5:0 über Slowenien auf dem Weg nach Portugal in Galaform. Während England mit dem 2:1 in der Slowakei einen eher holprigen Startsieg feierte, mussten die Italiener beim 1:1 in Neapel gegen die Jugoslawen zähneknirschend auf zwei Punkte verzichten. In der „deutschen Gruppe“ hat Berti Vogts mit seinen Schotten dem Vizeweltmeister nach dem 2:0 auf Island zumindest vorläufig die Tabellenführung entrissen. Sein Kollege Otto Rehhagel steht hingegen mit null Punkten und null Toren bereits mit dem Rücken zur Wand.
Als „große Rückkehr“ feierte die französische Sportzeitung L’Equipe den ersten Heimauftritt der „Blauen“ nach der verpatzten WM. „Wir haben die Blauen wiedergefunden“, schwärmte auch Le Parisien. Vor 77.619 Zuschauern im ausverkauften Stade de France in Paris sorgten Patrick Vieira (10.), Steve Marlet (35./64.), Sylvain Wiltord (79.) und Sidney Govou (86.) für das Schützenfest des Starensembles um Zinedine Zidane. Der zweifache Torschütze Marlet vom FC Fulham sprach hernach von einem „Festival des Offensivfußballs“. Auch Kapitän Marcel Desailly, der sein 100. Länderspiel im Trikot der „Equipe Tricolore“ bestritt, war begeistert: „Ich hoffe, dass ich mit dieser Truppe noch viele Abenteuer erleben werde.“ Trainer Jacques Santini nominierte für die Anfangsformation ausschließlich Spieler, die im Ausland unter Vertrag stehen. Nach zwei Siegen rangiert Frankreich an der Spitze der Gruppe 1 vor Israel, das mit einem 2:0-Sieg auf Malta startete.
Die Engländer bekamen in Bratislava auf und neben dem Platz Ärger. Unbeeindruckt von wüsten rassistischen Beschimpfungen gegen ihre farbigen Spieler machte die Mannschaft von Sven-Göran Eriksson gegen die Slowakei aus einem 0:1-Rückstand nach Toren von Kapitän Beckham (65.) und Michael Owen (82.) einen 2:1-Sieg. „Beckham und Owen bewahren Eriksson vor einem möglichen Albtraum“, schrieb der Independent.
In Italien war das Wehklagen nach dem ersten Punktverlust groß. „Das Italien der Langeweile“ schrieb La Repubblica. Der Corriere della Sera urteilte: „Ein hässliches 1:1.“ Ohne Christian Vieri und Spielmacher Francesco Totti musste der Vizeeuropameister nach dem Tor von Predrag Mijatovic (28.) einem Rückstand hinterherrennen. Alessandro Del Piero (39.) bewahrte die Italiener mit einem abgefälschten Freistoß vor einer Blamage und Giovanni Trapattoni vor einer möglichen Entlassung. „Es ist nicht sehr gut gelaufen, aber dies ist nun mal die italienische Mannschaft zur Zeit“, verteidigte sich der „Maestro“. Vor der Mittwochpartie in Wales bleibt Italien mit vier Punkten in der Gruppe 9 Tabellenführer vor den Briten und Finnland (je 3).
Unter Druck geraten ist auch Otto Rehhagel. Seine mit großen Ambitionen und Hoffnungen in die EM-Qualifikation gestarteten Griechen rangieren mit null Punkten und null Toren am Tabellenende der Gruppe 6, die Spanien nach dem Sieg gegen Nordirland (3:0) souverän anführt. „Nichts ist verloren“, versuchte Rehhagel die erregten Gemüter in Griechenland zu besänftigen, erkannte aber auch: „Jetzt müssen wir am Mittwoch in Athen leidenschaftlich gegen Armenien spielen. Das ist unsere letzte Chance.“ Derweil hat die georgische Justiz nach dem Abbruch des EM-Qualifikationsspiels Georgien–Russland beim Stand von 0:0 wegen eines Stromausfalls Ermittlungen wegen möglicher Sabotage eingeleitet. Georgiens Vizeminister für Staatssicherheit, Lascha Nazwlischwili, sagte am Sonntag in Tiflis, konkrete Verdachtsmomente gebe es jedoch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen