: Die Freakshow
Leute, lasst das Glotzen sein. Aber so ein wenig Umschauen darf man sich beim Jim Rose Circus im BKA-Luftschloss gerne
Der Mensch glotzt nun mal gern. Am liebsten glotzt er andere an, die nicht ganz so ausschauen wie er selbst. Vielleicht, weil es doch ein irgendwie beruhigendes Gefühl vermittelt, nicht mit drei Beinen herumlaufen zu müssen, weder Zwerg zu sein noch Riese, und was sich die Natur sonst noch an Kapricen hat einfallen lassen, die seit je in Freak-Shows zur Schau gestellt wurden, bis sich die Arbeitsbedingungen für menschliche – pardon! – Monster doch wesentlich verschlechterten, weil man mit dem Erhöhen der Schamgrenzen wenigstens nicht mehr mit dem Finger auf andere Menschen zeigen sollte. Soll man auch heute nicht. Seit aber der Körper sowieso nur noch als Modelliermasse betrachtet wird, kreatives Spielfeld für den Schönheitschirurgen, hat auch die Kehrseite wieder größeren Schauwert, für den sich vorneweg Jim Rose mit seiner Truppe seit Jahren stark macht. Auftritte beim Loolapalooza-Festival oder im Tourprogramm von Korn sicherten den popkulturellen Marktwert. Das menschliche Kuriositätenkabinett hat wieder geöffnet. Der Jim Rose Circus: Bizarre Akrobatik und Selbstdarstellung von und mit mexikanischen Transvestiten-Wrestlern, dem Rubberboy, Bebe the Beautiful, The Idiot Brothers …
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