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Bleibt alles besser?

Seit gestern hat der Österreichische Rundfunk (ORF) ein neues Programmschema. Kultur bleibt auf der Strecke

WIEN taz ■ Programmmacher gegen Intellektuelle: Das neue Programmschema des Östereichischen Rundfunks (ORF) ist höchst umstritten. „Volksverdummung“ hat ein Hüter der Hochkultur, der Wiener Burgtheaterdirektor Klaus Bachler, geschrieben und sich damit im ORF-internen Streit auf die Seite der Kulturredaktion geschlagen. Die hatte Anfang Oktober gegen „Quotenlüge, Gebührenlüge, Sendeplatzlüge und Österreichlüge“ der Programmplanung protestiert. Die Meinung der Kulturredaktion sei bei der Neugestaltung der Kulturschiene nicht berücksichtigt worden. Die „Kulturnation Österreich“ dürfe nicht „auf dem Entertainment-Altar geopfert werden.“

Den Vorwurf der Lüge nahmen die Redakteure nach empörten Protesten von ORF-Generaldirektorin Monika Lindner wieder zurück. Am Inhalt ihrer Klage halten sie fest: Der ORF erfülle seinen Bildungs- und Kulturauftrag nicht. Gegen die Absetzung der Sendung „Kunst-Stücke“ Ende September (mit der Begründung „zu geringe Seherzahl“) wurde sogar eine Beschwerde beim Bundeskommunikationssenat eingereicht.

Der ORF behauptet, er komme allein durch die Kulturberichte in den Abendnachrichten schon seinem Auftrag nach. Allerdings handelt es sich bei diesen Kulturspots in erster Linie um Veranstaltungshinweise. Auch der „Treffpunkt Kultur“ (montags, 22.30 Uhr) sei zu flach, biete keinen Raum für echte Auseinandersetzungen, meinen Kritiker wie Walter Wippersberg, Redakteur des Wiener Standard: „‚Die Kunst-Stücke‘ sind lange schon tot, es war hoch an der Zeit, sie auch zu beerdigen“, schrieb er in einem Kommentar. Man habe die ehemals interessante und innovative Sendefläche verkommen lassen. „Zuerst hat man sie durch Streichung des Budgets für Eigenproduktionen ihrer ursprünglichen Funktion beraubt (…) und dann die ‚Kunst-Stücke‘ an immer unattraktivere Sendeplätze geschoben, kurzum: so lange an ihnen herumgedoktert, bis sie tot waren.“

Der große Wurf ist dem ORF mit dem neuen Programmschema jedenfalls nicht gelungen. Die im vergangenen Dezember neu angetretene Führung hat die umfassendste Programmreform seit der Anpassung an die private Konkurrenz unter Gerhard Zeiler im Jahre 1995 durchgesetzt. Das peinliche Motto „Alles bleibt besser“ kann nicht verhüllen, dass die Reform unter den Sachzwängen eines knappen Budgets erstellt wurde. Das heißt: Eigenproduktionen möglichst billig, angereichert um Low-Budget-Importe aus den USA. Man habe sich vor allem um eine Verjüngung des Ersten Programms bemüht, so Monika Lindner. Das ist vor allem ein Signal an die Werbewirtschaft, die den ORF aus den roten Zahlen holen soll.

So wird jetzt täglich im Vorabendprogramm „25 – das Magazin“ geboten. Seherinnen und Seher der jüngeren Generation sollen mit „updates, drives und kicks“ sowie „stars und lifestyle“ von MTV und Viva abgeworben werden. Derselben Klientel – nämlich den 12- bis 39-Jährigen – ist die Pop-Show „Starmania“ gewidmet. Auf der Quizwelle versucht sich der ORF mit einer Eigenproduktion: „Emotion – Das Gefühlsquiz“ lässt jeweils drei Paare gegeneinander antreten. Und wem das noch nicht genug Kurzweil ist, der kann sich bei der Comedyshow „Echt fett“ über „lustige Streiche“, die den Zuschauern gespielt werden, totlachen. RALF LEONHARD

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