arabiata: der duft des uneingeschränkten sieges (teil 1) von BJÖRN BLASCHKE:
Begonnen hatte alles an der Kasse des jordanischen Supermarktes meiner Wahl. Sie standen in einem Rundregal: ein Dutzend unterschiedliche, vielleicht 15 Zentimeter große Spraydosen, die der Kundschaft zubrüllten: „Army for Men“. Unter diesen drei Worten war ein kleines Projektil abgebildet, gemütlich seiner Flugbahn vorausfliegend.
Was sich in den Dosen befindet, ist kein Militärgeheimnis; ein weiterer Schriftzug tut es kund: „150 ML Perfume Body Spray“ – der Noten „Marines“, „Desert“ oder „Fighter“. Je nach Einsatzort wurde dem Dosenblech ein Camouflage-Muster eindesigned: in den passenden Tarnfarben, also Beige und Braun oder Grün und Schwarz oder Schwarz und Blau.
Der Preis für eine Dose „Army for Men“ ist ein jordanischer Dinar, das ist umgerechnet rund ein Euro fünfzig. Das konnte ich mir leisten und erstand gleich das gesamte Sortiment. Ich wollte wissen, was in den Duftbomben steckte; wie Männer riechen, die ihren Körper mit „Army“ besprühen. Sollte es ein Hauch von Blut sein in „Fighter“? Gäbe es in „Desert“ den Schweiß von der Achsel des Bösen? Den Geruch von feucht-ledrigen Schnürstiefeln? Oder doch eher ein Giftgas, das in Richtung Senf geht, mit einer Nuance Mandel versehen?
Außerdem wollte ich erfahren, wer derartige Düfte für wen kreiert. Steckte ein Ex-Söldner dahinter oder ein verarmter General, a. D.? Sollten Palästinenser bedient werden, die von Amman aus über den Jordan gehen möchten, um die Intifada zu unterstützen? Oder war es das Ziel von „Army for Men“, künftige Golfkrieger zu attraktieren, damit der lange Weg nach Bagdad nicht nur staubig wird, sondern auch gut riechend?
Ich beschloss, diese Fragen zu klären, strategisch klug, nacheinander. Die dreckige Pionierarbeit war schnell getan; Schritt eins meiner Mission – Erkundung des Spraydoseninhalts – wurde stramm erledigt:
Ich schwör / der Atomiseur / von „Marines“ / riecht nach alten Jeans / in Zitrone. / Auch „Desert“: nicht ohne! / hat was von toter Bohne. / Und „Fighter“? / ich kann nicht weiter …
Kurz: Der Dosenduft der großen weiten Soldatenwelt ist fast so aufregend, wie ich es mir gedacht hatte, nur etwas schwerer.
Schritt zwei der Mission – Aufspüren der Macht hinter „Army for Men“ – war zunächst eher ein „Stillgestanden!“. Die Herstellerfirma, so steht es auf der Rückseite der Stinkbombe, heiße MBC und habe ihren Sitz in Amman. Doch der zuständige Beamte im Ministerium für Planung und Industrie weigerte sich, irgendwelche Informationen herauszurücken. Dafür bedürfe es eines besonderen Briefes von …
Neue Fragen taten sich auf: Wer steckte hinter MBC? War es tatsächlich eine jordanische Firma oder bloß eine mit einem toten Briefkasten in Amman?
Wie ich dann eine jüdische Weltverschwörungstheorie enttarnte, Teil drei meiner Duft-Mission doch erfüllen konnte und schließlich den Macher von „Army for Men“ fand, also die ganze stinkende Wahrheit erfahren Sie demnächst in der Fortsetzung dieser Kolumne.
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