: Nobelpreis statt Kaffeekochen
Workshop soll Naturwissenschaftlerinnen fit gegen Mobbing machen
Ist es Mobbing, wenn dem Herrn Doktor der Kaffee gebracht wird, Frau Doktor ihn sich aber selbst kochen muss? Wenn Jungs, die gerade ihren Hauptschulabschluss nachmachen, der Lehrerin erklären wollen, wie eine Festplatte funktioniert, weil eine Frau sich unmöglich mit Computern auskennen kann? Ob Mobbing oder nicht, es macht Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Berufen täglich klar, dass sie noch immer Exotinnen sind. Deshalb lädt der Verein „Frauen in Naturwissenschaft und Technik – NUT“ für morgen und übermorgen zu einem Workshop mit dem Titel „Mobbing, Bossing und der ganz normale Konkurrenzkampf“ ins Frauenbildungszentrum Denk(t)räume in die Grindelallee.
Frauen werden Erfahrungen austauschen und Lösungen suchen – moderiert von den Expertinnen Gabriele Haben und Annette Harms-Böttcher. Es soll vor allem um die Grauzone von Mobbing und Bossing – das ist Mobbing von oben – gehen. Ist, wer sich gemobbt fühlt, wachsam oder hysterisch? „Frauen in Naturwissenschaft und Technik haben vielfach eine Prädisposition als Mobbing-Opfer“, sagt Eva-Maria Baumgardt, Diplom-Mineralogin, Lehrerin und NUT-Vorstandsmitglied. Denn wie alle Exoten kennen sie die ungeschriebenen Regeln nicht. Auf die Härte männlichen Konkurrenzverhaltens sind sie oft unzureichend vorbereitet, kurz: Sie haben kein Repertoire zur Hand.
Für Baumgardt ist Rosalind Franklin das klassische Mobbing-Opfer: Eigentlich sei sie es gewesen, die die Existenz der Doppelhelix der DNS nachgewiesen hat. Den Nobelpreis haben dafür 1962 ihre männlichen Kollegen bekommen.
Sandra Wilsdorf
Der Workshop hat noch freie Plätze. Anmeldung unter ☎ 727 95 91
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen