: Anschwellende Bluesgesänge
Das blinde Ehepaar Amadou und Mariam hat den Mali-Blues – und das druckvoll
Mali, eines der ärmsten Länder der Welt, scheint über ein geradezu unerschöpfliches Reservoir an MusikerInnen zu verfügen. Ali Farka Toure, Oumou Sangaré und Rokia Traoré gehören zu den international bekanntesten, auch das mittlerweile in Paris lebende Ehepaar Amadou und Mariam kann man dazu zählen. Bei ihrem Roots-Night-Konzert im Schlachthof legte das blinde Paar aus Malis Hauptstadt Bamako mit ihrer dreiköpfigen Band aus Bass, Gitarre und Schlagzeug einen äußerst druckvollen Auftritt hin.
Oft als „Mali Blues“ tituliert, bewegt sich die Musik eher zwischen Funk und Rock, allerdings sowohl mit Blues-Elementen als auch mit stark westafrikanischer Prägung versehen. So entsteht eine Mixtur, die deutlich zugänglicher, weniger spröde ist als beispielsweise die Musik Ali Farka Toures.
Das Schlagzeug verzichtet weitgehend auf polyrhythmische Finessen und rockte am Dienstagabend straight los. Bass und zweite Gitarre – meist spielte Amadou die Leadgitarre – entwickelten einen häufig funkigen Groove mit leichtem 70er Jahre-Touch. Darüber erhob sich zweistimmig oder abwechselnd der Gesang Mariams und Amadous in den so typischen Melodiebögen, die wie Wellen an- und abschwellen und durch die repetitive Struktur einen wiegenden, geradezu hypnotischen Drive entwickeln.
Verstärkt wurde dieses Moment durch die ebenfalls repetierenden Gitarrenriffs Amadous. Er verpasste seinem Instrument einen metallisch harten Sound, der die weichen, warmen Stimmen wunderbar konterkarierte. So sprang der Funke schnell über, recht bald füllte sich die Tanzfläche vor der Bühne in der allerdings nur halbvollen Kesselhalle.
Das Repertoire bestand zum größten Teil aus den Songs der jüngsten CD „Wati“, gesungen in verschiedenen Sprachen des Vielvölkerstaates Mali. Soundmäßig waren die Arrangements im Vergleich zu der mit etlichen Gastmusikern aufgenommenen CD abgespeckt, dafür kamen die Liveversionen der Songs deutlich druckvoller rüber und eröffneten Raum für Improvisationen. Das Publikum war begeistert und entließ das Paar erst nach einer ausgedehnten Zugabe.
Arnaud
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