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Zug um Zug

Seit Beginn des Eisenbahnverkehrs im 19. Jahrhundert ist die Schweiz ein wichtiges europäisches Transitland. Nur 35 Jahre nach Inbetriebnahme der ersten Schweizerischen Eisenbahnlinie wurden die Alpen 1882 mit dem 14,9 Kilometer langen Gotthardtunnel zwischen Göschenen im Kanton Uri und Airolo im Tessin erstmals durchquert.

Deutsches und italienisches Kapital und die Pionierleistung vieler Ingenieure ermöglichten das gewaltige Unterfangen, das aber auch zahlreiche Menschenleben kostete. Dreißig Jahre später entstand zwischen Bern und Domodossola mit dem Simplontunnel (19,8 Kilometer) und dem Lötschbergtunnel (14,6 Kilometer) eine zweite Alpendurchquerung.

1998 wurde knapp ein Drittel des gesamten europäischen Nord-Süd-Güterverkehrs durch die Schweizer Alpen befördert, etwa siebzig Prozent davon mit dem Zug.

Eine von der EU-Kommission publizierte Studie prognostizierte für den ganzen Alpenraum von 1992 bis 2010 einen Anstieg des Güterverkehrs um rund 75 Prozent. Bereits 1992 hatte die Schweiz mit der EU ein Transitabkommen abgeschlossen, das das Engagement für den Bau einer neuen Eisenbahnalpentransversale (Neat) beinhaltete.

Die endgültige Finanzierung der Neat wurde erst 1998 gesichert, als 63,3 Prozent der Wähler der dreißig Milliarden Franken teuren Vorlage zum Bau und zur Finanzierung von Infrastrukturvorhaben des öffentlichen Verkehrs (Finöv) zustimmten.

Finanziert wird Finöv vor allem durch den Schwerverkehr: Die Gebühren europäischer und Schweizer Speditionsunternehmen für den Transit stellen 55 Prozent der Mittel. Weitere Quellen sind die Mineralölsteuer mit zwölf Prozent und die Mehrwertsteuer mit zwanzig Prozent. Die Verschuldung beträgt demnach fünfzehn Prozent. Als am 4. November 1999 der offizielle Spatenstich am Gotthard stattfand, hatten Vorbereitungsarbeiten und Sondierbohrungen am Lötschberg und am Gotthard bis zu diesem Zeitpunkt schon mehr als eine Milliarde Franken verschlungen.

Durch den 34 Kilometer langen Lötschbergbasistunnel zwischen dem Berner Oberland und dem Rhônetal sollen die Züge schon 2007 fahren können. Die Eröffnung des Gotthardbasistunnels, der mit seinen 57 Kilometern der längste Tunnel der Welt sein wird, ist erst für 2013 geplant.

Die Grundidee des Projekts besteht darin, die Tunnelportale und Röhren gut sechshundert Meter tiefer zu legen. In den derzeitigen Tunneln müssen die Züge über starkes Gefälle und durch enge Kurven fahren. Die neuen Portale lassen neben größerer Geschwindigkeit auch längere Züge zu. Erklärtes Ziel der Neat ist erstens der Anschluss der Schweiz an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz – so würde bei 250 Stundenkilometern Reisegeschwindigkeit die Fahrt zwischen Zürich und Milano um eine Stunde verkürzt – und zweitens optimale Konditionen, um den Gütertransport über die Schiene gegenüber der Straße wettbewerbsfähig zu machen.

Über die endgültige Linienführung im Norden des Gotthardtunnels streiten der Bund und der Kanton Uri allerdings noch. Am liebsten möchten die Urner im Norden, dass der Tunnel bis nach Brunnen im Kanton Schwyz führt.

Die Inbetriebnahme des Tunnels verzögert sich bereits um zwei Jahre. YVES ROSSET

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